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Diskussionsbeitrag: „neue sozialrevolutionäre Bewegung“

Nicht nötig ist’s nach Schritt und Takt gemeinsam vorwärts zu marschieren, erst wenn der Hahn der Flinte knackt, dann miteinander zugepackt und nicht den Nebenmann verlieren.“ E.Mühsam

Ohne große Umschweife wollen wir gleich in die Debatte einsteigen. Wir befürworten stark die seit einiger Zeit und momentan wieder verstärkt laufenden Diskussionen um eine Neuausrichtung von revolutionärer Politik und deren Organisierung bundesweit. Wir wollen diese Diskussion mitgestalten und unsere eigene Perspektive mit einfließen lassen. Dazu werden wir skizzenhaft auf einige Punkte eingehen und grob unsere Ideen wiedergeben, wie eine neue sozialrevolutionäre Bewegung und deren Praxis ansatzweise aussehen könnte.

Zuerst ein paar Worte zu uns und unserer Ausgangslage. Wir begreifen uns als Gruppe die spezifisch zum Thema Klasse arbeitet.

Unser strategischer Ansatzpunkt zielt auf die Schaffung und permanente Ausdehnung proletarischer Autonomie in allen Bereichen des Lebens, daher auf politisch- ideologischen, kulturellen, organisatorischen u.a. Ebenen.

Es geht uns darum, durch die Etablierung eigener revolutionärer Werte, Normen und Strukturen die Gegenmacht von unten Aufzubauen.
Durch das Stärken der eigenen Seite, soll das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen dahingehend verschoben werden , dass die Bedingungen für eine offensive soziale Revolution geschaffen werden.
Wir sehen uns dabei nicht als Avantgarde oder Elite die im Auftrag vom revolutionären Subjekt agiert. Wir sind Teil der unterdrückten Klasse und streben eine Selbstorganisierung auf Augenhöhe an. Wenn wir uns den Auswertungstext des „Selber machen“ – Kongresses anschauen, würden wir uns zuerst in der dort formulierten Strömung der Politisierung unseres Alltages verorten. Wobei wir denken das es Falsch ist die anderen beiden Ansätze als Strategie zu benennen. Vielmehr sind es taktische Werkzeuge die im Moment falsch benutzt werden, zumindest hier in der BRD. Wir halten es für falsch, sich nun unter einer neuen Organisation zu sammeln. Dies wäre unserer Meinung nach der 3. vor dem 1. Schritt. Zu mal auch zu fragen wäre, ob die Gründung einer weiteren Organisation erstrebenswert ist. Vielmehr sollte sich doch eine Organisation aus den gemeinsamen Bedürfnissen vieler Gruppen und Personen entwickeln und organisch zusammen wachsen. Unser Gegenvorschlag wäre dementsprechend eine Plattform und eine Formierung als neue sozialrevolutionäre Bewegung.
Wir glauben, anders als einige TeilnehmerInnen des oben erwähnten Kongresses, dass es unumgänglich ist sich auf horizontaler Ebene untereinander zu organisieren und dies in allen Lebensbereichen.

Seien es die Grundbedürfnisse des Menschen wie Essen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf oder auch in kulturellen Belangen. Gegen die vertikale Organisierung die das System von Patriarchat, Staat und Kapital uns aufzwingt, muss ein vertikal ausgerichtetes Gegenmodell aufgebaut werden.

Dies denken wir ist Konsens.

Die Entwicklung dieses Gegenmodells muss unserer Meinung nach, von der erwähnten neuen sozialrevolutionären Bewegung ausgehen. Diese Bewegung gilt es gemeinsam aufzubauen. Verschiedene Gruppen mit verschiedenen ideologischen Ausrichtungen müssen zusammen kommen und eine gemeinsame Praxis entwickeln, welche nicht vom Kapitalismus vereinnahmt werden kann.

Es müssen die drei Hauptunterdrückungsmechanismen Sexismus, Rassismus und Kapitalismus unter der herrschenden Ideologie und Ökonomie analysiert werden. Dazu kommt noch der ökologische Faktor der die Menschheit bedroht und als erstes und am massivsten die Ärmsten der Armen trifft und bedroht.

Wir denken gerade in Anbetracht der rasant voranschreitenden Faschisierung auch in der westlichen Hemisphäre, dass wir als Revolutionäre im Herzen der imperialistischen Bestien, unserer Zeit mal wieder hinterherhinken.

Durch die Organisierung als Bewegung im Gegensatz zu einer legalen zentralisierten formellen Organisation, wird es unseren Gegnern außerdem erschwert uns zu zerschlagen.

Wie kann diese Bewegung entstehen?

Wir vertreten die Ansicht, dass die existierende politische Widerstandsbewegung sich unter gemeinsamen Prinzipien sammeln muss und sich innerhalb einer Plattform welche durch diese gemeinsamen Prinzipien definiert ist, unterschiedliche Strukturen, formelle, spezifische und informelle Organisationen/Gruppen, anarchistische und kommunistische Strömungen und Ansätze, ergänzen, gegenseitig befruchten, miteinander diskutieren und sich weiterentwickeln müssen um dadurch der bestehenden Zersplitterung entgegenzuwirken.

Die Aufgabe der Bewegung ist also vordringlich, unsere verschiedenen Kämpfe zu einen und eine Massenbasis zu erlangen. Wir wollen alle Menschen vernetzten die nicht mehr unter der Herrschaft des Patriarchats, Faschismus/Kapitalismus, Kolonialismus/Imperialismus leben wollen.

In der BRD existieren viele gut arbeitende spezifische Gruppen/Organisationen aber es wird sich kaum aufeinander bezogen bzw. es gibt keine gemeinsame Plattform. Dies muss sich ändern, durch die Erarbeitung einer gemeinsamen Grundlage kann eine fortgeschrittene Organisierung erlangt werden. Dabei darf auf keinen Fall versucht werden Andere zu vereinnahmen. Die Akzeptanz der unterschiedlichen Aktionsformen muss eine unserer Grundlagen sein. Aussagen wie nach dem G20 darf es in dieser Form auf keinen Fall wieder geben. Das bezieht sich nicht nur auf die Distanzierungen von den Kämpfen sondern auch auf die Denunziation der verschiedenen Arten von Organisierung.

Jegliche Beteiligung an der bürgerlich parlamentarischen „Demokratie“ lehnen wir grundsätzlich ab. Unser Bestreben geht in die Richtung einer außerparlamentarischen „Opposition“ die alle Spektren des antikapitalistischen Kampfes, alle Aktionsformen anwenden wird bzw. diese solidarisch respektiert.

Des weiteren denken wir, dass die Bewegung für alle Menschen offen stehen muss die sich mit der Plattform identifizieren können. Die Bewegung muss sich auf Grundlage von Einbeziehung und nicht durch Abgrenzun auszeichnen und funktionieren. Die Frage muss sein was uns eint und anhand dieser Punkte muss eine gemeinsame kämpferische Praxis entwickelt werden.

Praxis

Diese Praxis muss sich vor allem an den Orten wo wir kämpfen zeigen. Dies bedeutet für uns zum Beispiel der Aufbau von Rätestrukturen in unseren Umfeldern, dem Haus, der Straße und der Nachbarschaft. Das Entwickeln einer neuen Kollektivität die der Individualisierung des Systems entgegenwirkt und auch existenzielle Themen aufgreift wie z.B. Finanzierung und andere schon erwähnte Bedürfnisse betrachten wir hierfür als sehr wichtig. Aber auch die Aspekte der Selbstverteidigung dürfen nicht nur auf Antifaschismus herunter gebrochen werden.
Über die Praxis an unseren jeweiligen Kampforten müssen wir außerdem zu einer bundesweiten wenn nicht ,wie auch teilweise vorgeschlagenen, europäischen Ebene gelangen auf der unsere Praxis reflektiert und entwickelt werden kann. Einer unserer Gedanken dazu wäre einen weiteren Kongress zu veranstalten, der diesmal aber eine spezifischere Zielsetzung verfolgt und von Menschen durchgeführt wird die eine gemeinsame Plattform anstreben und diese dort ausformulieren könnten. Diese Plattform könnte auch die Keimzelle für eine bundes/europaweite Strategie sein. Generell sind wir der Meinung, dass es auch einen kämpferischen Ausdruckt braucht um wirklich einen kollektiven Bewegungsgedanken, nicht nur bei uns sondern auch bei den Menschen die wir erreichen wollen, zu entwickeln.

Internationalismus

Unserer Ansicht nach muss es eine Dialektik zwischen sozialrevolutionärem und antiimperialistischem Anspruch geben. Es muss also eine Verbindung zwischen den Kämpfen auf der Welt und der konkreten Realität hier vor Ort hergestellt werden.

Wir denken das ein Fokus auf den sozialrevoltutionären Kampf hier in der BRD und Europa gelegt werden muss. Natürlich ist die Unterstützung unserer kämpfenden GenossInnen und aller Unterdrückten der Welt wichtig und notwendig. Aber der Kampf mit den Menschen hier wurde , bis auf wenige Ausnahmen, jahrelang vernachlässigt. Die Menschen vertrauen uns Revolutionären nicht und verstehen uns oft auch nicht. Von daher ist die Arbeit mit den Menschen hier vor Ort unserer Meinung nach von Priorität. Wir wollen nicht falsch verstanden werden, auch wir sind in den antiimperialistischen Kämpfen unserer Zeit verwurzelt und beteiligen uns an ihnen, auch wir lernen zum Beispiel von Kurdistan, der Türkei, Südamerika oder Chiapas. Sowohl von den vermeidlich positiven Eigenschaften als auch von den vermeintlichen Fehlern. Aber die größte Unterstützung die wir leisten können ist der Aufbau eigener revolutionärer Prozesse.

Eine neue Kampfphase beginnen

Unsere Prinzipien haben wir zum größten Teil in diesem Text beschrieben, wie zum Beispiel einen Klassenstandpunkt, Geschlechterbefreiung, das Recht auf Selbstverteidigung, Organisierung auf Augenhöhe und Solidarität um nur einige zu nennen. Wir fordern Euch auf, diesen Text konstruktiv zu kritisieren und uns Eure Vorstellungen und Praxis- bzw. Organisierungsvorschläge zukommen zu lassen oder einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion zu formulieren. Wir wollen von Euren Ideen lernen. Lasst uns gemeinsam den Punkt „Mensch müsste dies und das tun“ überwinden. Es ist Zeit zu handeln und wir werden unsere Vorstellungen über revolutionäre Politik, also auch kritisch-solidarische Diskussionen, versuchen in der Praxis umzusetzen und fordern Euch auf uns dies gleich zu tun.

Proletarische Autonomie Magdeburg und Finsterwalde

Kontakt: pam@riseup.net

Webseite: proletarischeautonomie.noblogs.org

Nach dem Verfassen dieses Textes ist ein Artikel des LCMagazines http://lowerclassmag.com/2018/04/kongress-der-kommunen/ herausgekommen in dem zu einem neuen Kongress aufgerufen wird. Wir werden uns diesem Aufruf anschließen und fordern alle auf die an einer neuen Organisierung interessiert sind dies auch zu tun.

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