„Was ist denn hier los?“, fragt Marc Vera. „Die wirken aber ziemlich bedeppert.“ Er wendet seinen Blick zu den Rechten, als er mit Vera über den Schulhof läuft. „Sie beobachten uns. Aber nur heimlich.“ „Sie pöbeln nicht.“ „Und lachen tun sie auch nicht.“ „Nur Peter wirkt arrogant wie immer. Das Hipster-Arschloch.“ Im Schulhaus treffen sie…
30 | Samstag
An diesem Samstagvormittag werden in Wiesbaden zeitgleich vierzehn Klingelknöpfe gedrückt. Der Ablauf ist überall identisch. Vor der Tür stehen zwei Männer mit Sturmhauben. Einer spricht den öffnenden Neonazi namentlich an. Verdatterte Blicke treffen die beiden Vermummten. Sie hinterlassen eine eindeutige Botschaft. „Wenn du nicht im Krankenhaus landen willst, dann hältst du ab sofort den Ball…
29 | Isabella
Isabella, Marlenes Schwester, ahnt von all dem nichts, als sie an diesem Nachmittag über den Schulhof läuft. Auch die zwei blutunterlaufenen Augen von Hausmeister Weitzel, die ihr lüstern folgen, bemerkt sie nicht. Es ist einer jener Tage, an denen er schon ziemlich früh einen sitzen hat. Tagsüber kann man Wodka saufen. Das riecht keiner. Und…
28 | Das Büchlein
Die beiden Nazis beobachten Stefan seit der Versammlung in der Schule sehr genau. Immer, wenn er den Schulhof verlässt, folgen ihm ihre Augenpaare. Sie notieren seine Wege und die Uhrzeiten. Offenbar hat die erste Abreibung nicht richtig gewirkt. Sie wollen ihn noch einmal angreifen. Stefan fährt seit dem Überfall auf ihn einen kleinen Umweg nach…
27 | Das erste Mittwochstreffen
Das erste Treffen der Antifa-Gruppe verläuft chaotisch. Ständig kommen neue Jugendliche hinzu, Smartphones klingeln, andere schauen Filme auf Instagram. Nach einer Dreiviertelstunde können sie endlich anfangen. Es sind ungefähr 20 Personen anwesend. Petra übernimmt wie abgesprochen die Begrüßung und die einleitenden Worte. Erwartungsgemäß hat sich niemand etwas überlegt. Sie wollen einfach mitmachen, Vorschläge hören, etwas…
26 | Dienstagstreffen bei Vera
Der erste Tagesordnungspunkt auf dem Treffen der sechs bei Vera ist die Vorbereitung des ersten Termins der neuen Antifagruppe. „Werden wir uns als die Gruppe outen, die das Ganze angeleiert hat?“, fragte Elena. Vera antwortet: „Nein, das sollten wir auf keinen Fall tun. Niemand soll denken, wir hätten ein privates Problem mit den Nazis. Wir…
25 | Daten
Die zwei neuen Aushilfen von Hausmeister Weitzel haben alle Hände voll zu tun. Endlich kann er jemanden herumkommandieren. Alle unangenehmen Arbeiten halst er den beiden Schülern auf. Seit dem Streichen der Schulwand sind sie ihm quasi offiziell zugeordnet. „Heute sind die Teppiche im Sekretariat zu säubern“, erklärt er ihnen. „Na klar, Herr Weitzel.“ Eigentlich ist…
„Wir müssen es richtig machen!“
Achim Schill im Gespräch mit Detlef Georgia Schulze über die kürzliche Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Sachen linksunten.indymedia und Defizite der Antirepressionsarbeit. „wenn es unmöglich ist, die Wahrheit legal zu sagen, so ist das nicht ein Argument für das Verschweigen der Wahrheit, sondern für die Notwendigkeit, eine illegale, d.h. von Polizei und Zensur freie Organisation und…
24 | Celeste II
Nach der Versammlung laufen die meisten Schüler Richtung Bushaltestelle. Celeste ist unter ihnen. Sie hat Angst. Bushaltestellen bleiben für sie immer der Ort, an dem ihr Vater ermordet wurde. Dort erscheint ihr das Bild seines zertretenen Schädels vor ihrem inneren Auge. Heute kommt dazu, dass auch die Nazis unterwegs sind. Die Typen von ihrer Schule.…
23 | Die Versammlung
Am Mittwoch sitzen Stefan und Petra auf dem Podium der Versammlung. Barzel hat sich weit außen am Rand platziert. „Es ist eure Versammlung, nicht meine!“ Er will zeigen, dass er zwar Schirmherr ist, aber die Leitung den beiden Schülern überlässt. Scheinbar unbeteiligt wühlt er in ein paar Unterlagen herum. Doch seinen wachen Augen entgeht nichts.…