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Antifa-Roman

21 | Der Vertrauenslehrer

Am nächsten Morgen geht Marc wie immer zur Schule. Nichts anmerken lassen, ruft er sich immer wieder in Erinnerung. Das haben wir vereinbart. Es ist nichts passiert.

Dann sieht er sie. Die Flugblätter liegen überall herum. Zu hunderten. Die Verteiler haben ganze Arbeit geleistet. Stefan wartet schon auf ihn.

„Und wir haben sie nicht gesehen, weil wir heute erst zur zweiten Stunde haben“, sagt er.

„Hast du gesehen“ fragt Marc. „Da steht „Freie Kameradschaft Rhein-Main“ drunter. Das hab‘ ich schon mal gehört.“

„Lies dir den Scheiß mal durch. Die fordern „eine Verbesserung des Schulsystems zur Herausbildung einer völkischen Elite“, und „zur Förderung der natürlichen und rassisch überlegenen Eigenschaften der Deutschen““, zitiert Stefan.

Marc ergänzt: „Der Staat soll mehr Arbeitsplätze schaffen, indem er die kriminellen Ausländer rauswirft. Nebenbei stirbt also auch noch unser Volk aus, wegen Rassenmischung und Rassenschande und durch die Flüchtlinge.“

„Die sind wirklich an allem schuld. Hat ein Nazi Fußpilz, war es sicher auch ein Flüchtling.“

Marc ist nicht zum Scherzen zumute. „Hier werden die inneren Feinde des deutschen Volkes genannt: Kommunisten, Antifaschisten und all jene, die den Volksfrieden stören und sie, die Kämpfer für die deutsche Nation, an ihrer Arbeit hindern. Damit sind dann wohl auch wir gemeint.“

„Ganz sicher. Und sie drohen, mit uns „gnadenlos zu verfahren“. Denn der innere Feind ist der Schlimmste, „denn man kann ihn nicht sehen“. Wenn Petra das liest, kollabiert sie.“

„Ist sie schon da?“

„Nein, aber wir warten besser mal auf sie.“

„Ach ja, und da steht auch noch, was uns blüht: „Einst kommt noch der Tag der Rache“, da sind wir Volksfeinde dann „reif für das Schafott“.“

Marc wird es heiß und kalt.

„Das ist eine offene Warnung an alle, die irgendwie nicht mit den Rechten einverstanden sind.“

„Da müssen wir irgendwas tun.“

„Vielleicht mal mit mehr Leuten darüber reden. Wir sind ja nicht die einzigen, die Nazis nicht ab können“, schlägt Marc vor.

„Gute Idee, wie wäre es mit einem Treffen, einer Versammlung an der Schule?“

„Gute Idee! Wir reden später darüber. Jetzt geht es erst mal zu unserem Liebling: Lehrer Lemper.“

Die personifizierte Langeweile hat dazugelernt: Bevor heute irgendjemand eigene Gedanken formulieren kann, lässt sie vernehmen: „Bestimmt wird von euch gleich der Vorschlag gemacht, über das verteilte Flugblatt zu sprechen. Dazu nur kurz und klar: Das werden wir nicht tun! Wir werden mit unserem Stoff weitermachen wie geplant. Diskutieren könnt ihr in der Pause. Verstanden? Auch Sie, Fräulein Swanka.“

Vera antwortet nicht. Ihr Blick spricht Bände. Sie trotzt Lemper nicht, konfrontiert ihn nicht mit ihrer anderen Meinung. Sie sucht keinen Streit. Sie macht einfach gar nichts.

Dafür spricht Petra. „Nein, damit bin ich nicht einverstanden.“

Lemper ist aus dem Konzept. Petra ist die beste Schülerin der Klasse.

„Was?“

„Ich bin nicht einverstanden.“

„Äh, mit was denn?“

„Mit dem, was Sie eben gesagt haben.“

„Das mit dem Flugblatt?“

„Ja.“

Marc muss sich beherrschen. Plötzlich liebt er Petra. Sie lässt den Trottel einfach auflaufen.

„Dass ich nicht darüber reden möchte.“

„Ja.“

„Ich will eben nicht darüber sprechen. Wir haben Wichtigeres zu tun.“

„Das verstehe ich nicht.“

Lemper wird lauter.

„Was verstehst du denn daran nicht? Der Unterricht geht jetzt los.“

„Wie man Nazi-Propaganda einfach so hinnehmen kann.“

Lemper ist perplex.

„Wie können Sie so tun, als ob nichts wäre, wenn Nazis Mitschüler mit dem Leben bedrohen.“

„Aber …“

„Ich stimme Petra vollkommen zu. Das kann doch nicht sein“, sagt Elena.

Vera grinst vor sich hin. Tja Lemper, du Arschloch. Das war wohl ein Eigentor.

„Ja, wir müssen darüber sprechen. Meine Eltern sind Italiener, die sind direkt bedroht“, mischt sich Marlene ein.

„Wir wollen darüber sprechen“, melden sich nun weitere Stimmen zu Wort.

„Nein“, ruft Lemper. „Es reicht. Wir machen mit dem Stoff weiter und damit basta. Ich will nichts mehr hören.“

Vera sagt es nur leise, aber laut genug, dass es alle verstehen: „Alles klar, Sie werden nichts mehr hören.“

Der Boykott wird von der Klasse aufgegriffen. Niemand beteiligt sich am Unterricht. Keine Sekunde. Die Aufmerksamkeit der Schüler gilt ausschließlich den Wolken am Himmel, dem Innenleben ihrer Mäppchen und dem Inhalt ihrer Schultaschen. Auf Fragen sagen sie nur: „Oh, Entschuldigung, das weiß ich leider nicht. Könnten Sie es mir noch einmal erklären?!“

Im Klassenraum liegt eine unbestimmte Spannung. Die Lehrmarionette registriert die Ablehnung anfangs nicht, später ignoriert sie sie meisterhaft. „Wenn das Fell dick genug ist, braucht man kein Rückgrat mehr!“ Lemper hat die Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen der ihm anvertrauten Schüler bis zur Perfektion entwickelt. Er predigt seinen Unterricht sowieso am liebsten ins Nichts. Seine Traumschüler wären demente Neunzigjährige, die nur noch regungslos sabbernd seinen Worten zuhören, ohne Widerworte zu geben. So hat er seinen Unterricht auch konzipiert.

So liebt er ihn.

Dienst nach Vorschrift.

Abspulen des Unterrichtsstoffs.

Keine Resonanz.

Keine Nachfragen.

Schulklingeln.

Ende der Stunde.

Ganz in Gedanken klappt Lemper die Tafel um. „Lemper ist das opportunistischste Arschloch an unserer Schule.“ Der Satz leuchtet in den Klassenraum. Gelächter erhebt sich.

Schweigende Schüler sind keine Greise …

In der großen Pause spricht die Sechserbande kurz über das Flugblatt.

Vera fordert: „Jetzt muss was passieren!“

„Es kann nicht sein, dass wir nichts tun, wenn an unserer Schule Naziflugblätter herumfliegen“, betont auch Marc.

Schnell einigen sie sich darauf, Stefans Vorschlag aufzugreifen und eine Schulversammlung abzuhalten. In der nächsten Freistunde suchen sie Vertrauenslehrer Thomas Barzel auf. Er gilt als fair und umgänglich. Klein und grauhaarig sitzt er entspannt in seinem Büro vor dem PC. Er bittet sie freundlich herein und bestellt Orangensaft bei der Schulsekretärin.

„Ich bringe auch noch ein paar Kekse mit“, sagt sie und verschwindet.

„Na, dann schießt mal los!“ Barzel spricht unaufgeregt und mit ruhiger Stimme. Nichts scheint ihn aus der Fassung bringen zu können. Aber seine blauen Augen blicken wachsam umher und lassen auf einen scharfen Verstand schließen.

Diesen Mann möchte ich nicht zum Feind haben, denkt Marc. Der kann sicher auch anders als freundlich und gütig sein!

Marlene unterbricht seine Gedanken. „Bestimmt haben sie das Naziflugblatt gelesen, Herr Barzel. Wir finden das unerträglich und würden dazu gerne eine Schulversammlung machen. Dafür bräuchten wir einen Raum. Wie funktioniert das denn an unserer Schule?“

Der Vertrauenslehrer lächelt und blickt reihum in die Runde.

„Seid ihr von der Schul-Antifa?“

Die sechs schauen sich irritiert an.

„Falls ihr auch die Naziparolen übermalt habt, kann ich von meiner Seite nur sagen: Alle Achtung! Ihr wart DAS Thema im Lehrerzimmer! Aber Lemper und Millner sind nicht gut auf euch zu sprechen. Aber das ahnt ihr ja bestimmt …“

Die sechs regen sich nicht. Nur Petra wirkt nervös. Vera wirft ihr einen warnenden Blick zu, aber es hilft nichts.

„Fliegen wir jetzt von der Schule?“, fragt sie, bemüht, die Panik in ihrer Stimme zu beherrschen.

Die anderen fünf sehen sie entsetzt an.

Halt jetzt bloß den Mund, denkt Elena. Und rede keinen unüberlegten Mist, sonst kommen wir wegen deiner scheiß Angst noch in Teufels Küche.

Aber der Vertrauenslehrer lacht nur.

„Warum solltet ihr? Es weiß doch keiner, wer es war. Oder willst du gestehen?“

Die anderen sind völlig perplex über Petras Worte. Aber sie bemerkt es nicht. Sie ist in einem Tunnel der Angst gefangen. Klare Gedanken erreichen Petra nicht mehr. Panik beherrscht sie. Damit bringt sie auch ihre Freunde in Gefahr.

„Gibt es denn Spuren? Ich meine, war die Polizei schon da?“

„Natürlich war die Polizei da. Die hatten auch vorher schon von den Nazi-Parolen Fotos gemacht. Und jetzt natürlich auch wieder von der Übermalung. Das machen die immer. Millner wollte eigentlich keine Polizei einschalten, erstattete dann aber doch Anzeige wegen der Versicherung. Das zieht dann Ermittlungen nach sich. Das ist ganz normal.“

„Oh nein“, kreischt Petra. „Wir sind geliefert!“

Totenstille. Die anderen glauben, sich verhört zu haben.

„Bist du eigentlich völlig bescheuert?“, brüllt Marlene Petra an.

„Vielleicht ist das ja besser, wenn wir uns sofort stellen? Vielleicht müssen wir dann ja nur die Wand neu malen und bekommen dann nur Bewährung!“ Petra ist völlig außer sich.

„Halt deinen Mund!“, zischt Elena.

„Aber wenn es doch schon alle wissen …“

„Petra, gleich flippe ich aus“, Marlene rückt näher an sie ran. „Noch ein Wort, und ich gehe dir an den Hals.“

Barzel lacht. „Und von den Schuhabdrücken gibt es auch Fotos. Die sieht man ja auch jetzt noch auf dem Boden. Die sahen übrigens ungefähr so aus wie die von dir.“

Dabei zeigt er auf Marcs Turnschuhe. Alle Augen hängen an seinen Füßen. Jeder kann die schwachen Farbreste an den Nähten sehen.

Scheiße!!! denkt Marc.

„Oh, verdammt“, ruft Petra panisch. „Wir sind am Arsch! Sollen wir uns stellen? Bitte, lasst uns aufgeben.“

Barzel lacht laut auf.

„Petra, halt jetzt einfach mal die Klappe!“ Vera beherrscht sich mit Mühe. „Niemand kommt in den Knast!“

„Solang niemand durchdreht, kommt vermutlich wirklich niemand in den Knast!“ Der Vertrauenslehrer beugt sich zu Petra vor und schaut ihr ins Gesicht. „Man muss nur die Ruhe bewahren. Es gibt keinen Grund, sich aufzuregen. Naziparolen übermalen ist zwar verboten, aber an sich nichts Schlechtes!

„Genau“, presst Elena hervor, während sie mit ihrer Wut auf Petra kämpft. „Komm mal runter, Petra!“

„Du hast es gehört. Naziparolen zu übermalen ist kein übles Verbrechen.“ Stefan spricht mit ihr wie ein Therapeut. Auch er muss sich sehr zusammennehmen.

Barzel schweigt. Er schaut nur lächelnd von einem zum anderen. Seine Hände liegen gefaltet auf seinem Bauch. Er ist die Ruhe selbst. Pater Barzel, denkt Marc.

„Also wenn ich so etwas gemacht hätte. Jetzt mal nur so rein hypothetisch. Wirklich nur mal angenommen. Als Möglichkeit. Konjunktiv. Und wenn ich verfärbte Schuhe hätte. Wie gesagt: angenommen. Dann würde ich sie wegwerfen. Sofort. Wie auch sonst alle Kleidungsstücke mit möglichen Farbresten. Denn heutzutage findet die Polizei kleinste Spuren. Das hört man ja immer wieder. Wie gesagt, nur mal so als Idee, was ich dann so machen würde, wenn ich so was getan hätte. Was ich natürlich nie tun würde. Ist ja klar! Ich lese halt nur viele Krimis! Deshalb habe ich so eine Ahnung, wie so etwas läuft.“

Er grinst von einem Ohr zum anderen.

Marc blickt zu Boden. Sein Gesicht glüht vor Scham. Mann bin ich doof.

Die Tür geht auf. Die Schulsekretärin bringt Orangensaft und Kekse. Die Luft ist zum Schneiden. Niemand spricht. Als die Tür wieder zugeht, redet Barzel weiter.

„Und mit eurer nicht so nervenstarken Freundin müsst ihr noch mal reden. Wem die Angst durchgeht, der, oder in dem Fall die, weiß nicht mehr, was er oder sie sagt. Das darf nicht passieren!“

Er sieht allen einzeln ins Gesicht. Dann räuspert er sich.

„So habe ich es jedenfalls mal gelesen!“

Sie haben alle verstanden. Zumindest fünf von ihnen. Petra bleibt Wackelkandidatin.

„Wenn der Hausmeister, Herr Millner oder ein anderer Lehrer übrigens einen konkreteren Verdacht hätte, oder euch echten Ärger machen wollte, wäre die Polizei schon hier und würde verdächtiges Schuhwerk beschlagnahmen. Und natürlich die Träger dieser Schuhe mitnehmen. Für die Nazis wäre das logischerweise ein gefundenes Fressen“, doziert Barzel weiter. „Also, vermute ich mal. Wie gesagt, alles nur mal angenommen. Und was man halt so liest. Dann zeigen die Nazis übrigens auch gerne Leute an. So kommen sie auch an die Daten ihrer Gegner ran. Name, Adresse etc. liefert die Polizei und die Staatsanwaltschaft ihnen dann frei Haus. Selbst wenn alles eingestellt wird. Und dann können sie die Leute fertigmachen. Lest Zeitung. Jeden Tag terrorisieren Nazis irgendwo Leute. Das hat bei ihnen System!“

„Oh nein!“ Petra schlägt die Hände vors Gesicht. „Ich habe solche Angst!“

Vera nimmt sie in den Arm.

„Eigentlich komisch, dass weder Lemper, Millner oder der Weitzel der Polizei einen Tipp gegeben haben“, sagt Stefan.

„Vielleicht haben die Nazis eure Namen ja auch schon …“, gibt Barzel zu bedenken.

„Und woher?“, will Marc wissen.

„Die Wege sind manchmal kurz“, sagt Barzel. „Arbeiten zwei von den Rechten jetzt nicht für den Hausmeister? Und der hat einen Generalschlüssel für alles.“

Wieso weiß der Typ das? fragt sich Marc.

„Wir sollten es lassen. Und wir sollten uns wirklich besser stellen.“ Petras Stimme klingt verzweifelt.

„Jetzt halt endlich mal den Mund, du panische Irre“, brüllt Marlene.

„Komm, wir gehen mal ans Fenster und du rauchst eine.“ Vera hebt Petra sachte vom Stuhl und schiebt sie zum Fenster. „Ich zieh auch mal, okay?!“

„Die ist doch echt total durchgeknallt!“, murmelt Stefan genervt vor sich hin.

„Panik ist immer ein schlechter Berater“, sagt Barzel leise. „Mich betrifft das alles ja nicht, was ihr hier sagt. Ich bin Vertrauenslehrer und habe Schweigepflicht. Also keine Sorge. Außerdem fand ich die Aktion cool. Klärt bitte die Sachen unter euch – und denkt über meinen Rat nach! Redet mit ihr.“

Er schaut auf den Orangensaft und das Gebäck. „Oh, bitte bedient euch!“

Barzel nimmt sich ein Glas. „Doch zu eurer Frage. Wer ein offizielles Amt an der Schule hat, hat ein Recht auf einen Raum. Aber soweit ich weiß, seid ihr keine Schulsprecher oder so was. Für private Zwecke kann man auch einen Raum bekommen, wenn man ihn ordentlich beantragt. Doch euer Anliegen ist keine Geburtstagsfeier, also nicht privat, sondern politisch. Da sehe ich dann nur eine Möglichkeit: Ein Lehrer muss euch unterstützen und das auf seine Kappe nehmen. Er könnte es dann als Schuldiskussion bezeichnen, die in seiner Verantwortung liegt.“

„Na toll, das war es dann wohl“, sagt Elena entmutigt. „Da macht doch keiner mit.“

Marc sitzt mit herunterhängenden Schultern da. „Welcher von den Warmduschern von Lehrern würde sich auf so was einlassen? Sich wegen uns mit Millner anlegen. Danke, Herr Barzel, ich glaube, wir müssen eine andere Lösung finden. Lasst uns gehen.“

Petra wirft ihre Kippe aus dem Fenster. Die sechs schnappen ihre Sachen und gehen zur Tür.

„Wollt ihr nicht wenigstens den Orangensaft austrinken?“

„Nein Danke, mir ist der Appetit vergangen“, sagt Stefan. „Nicht zuletzt wegen gewisser Panikattacken.“

„Jaja, ist ja gut.“ Petra ist den Tränen nah.

„Das hättest du dir auch sparen können“ sagt Vera.

Herr Barzel sitzt ganz ruhig in seinem Schreibtischsessel und beobachtet die Sechserbande. Die Daumen seiner Hände tippen an sein Kinn. „Werft doch nicht so schnell die Flinte ins Korn. Setzt euch. Wir sind noch nicht fertig miteinander.“

„Mir ist wirklich nicht nach einem netten Plauderstündchen zumute. Bei allem Respekt, Herr Barzel“, sagt Stefan.

„Aber Danke für die Tipps“, sagt Marc noch schnell und blickt erneut auf seine Sneakers mit den Farbresten.

Barzel bleibt ruhig. Er wippt mit dem Fuß und sieht sie über den Rand seiner Brille hinweg an.

Petra hält es nicht mehr aus. Sie holt ihr Smartphone aus der Tasche.

„Ich rufe jetzt die Polizei an und stelle mich. Ich drehe sonst durch!“

Vera geht zu ihr hin, nimmt ihr schweigend das Handy aus der Hand und steckt es ein. Marlene schaut sie hasserfüllt an. Am liebsten würde sie sie ohrfeigen.

Barzel blickt Stefan direkt in die Augen.

„Wolltest du dich neulich nicht mit einigen Nazis auf dem Schulhof prügeln? Und die beiden“, er zeigt auf Elena und Marlene, „haben die dich gerade noch davon abgehalten?“

„Woher wissen sie …?“ Stefans Mund steht weit offen.

„Setzt euch. Ich bin froh, dass ihr gekommen seid. Außerdem kann ich euch helfen.“

Verwirrt setzen sich die Schüler wieder. Petra geht zurück ans Fenster und zündet sich eine neue Zigarette an.

„Ich könnte für euch die Verantwortung übernehmen! Und weil es dann eine Schulveranstaltung ist, dürft ihr sogar den schuleigenen PC und den Kopierer benutzen!“

Die Sechs schauen zuerst Barzel an, dann sich. Damit haben sie nicht gerechnet.