Kategorien
Imperialismus

Die römischen Grenzen in Britannia: Schritte hin zu einer anti-imperialen politischen Ökologie der Reichsgrenze

Von Ben Stahnke; Peace, Land, & Bread Magazine

Übersetzung Vidar Lindstrøm

Man könnte eine Analogie zwischen den geografischen Grenzen des imperialistischen Staates und der Lebensspanne eines Krankheitserregers ziehen. In beiden Fällen gibt es zunächst eine Periode des Aufkeimens und der unmittelbaren lokalen Konsolidierung, gefolgt von einer Periode des schnellen Wachstums, des Verbrauchs und der geografischen Ausdehnung, einer Periode der letztendlichen Verknöcherung und Abgrenzung und schließlich einer Periode des Rückzugs und des Zusammenbruchs.

Der Imperialismus, so könnte man meinen, ist ein Virus, der sich durch den Verzehr von Kulturen, Ressourcen und Land ernährt. In der Neuzeit stellt sich der Imperialismus als die höchste Stufe des Kapitalismus dar – eine Periode, in der die Interessen des Finanzkapitals die geopolitischen Interessen des Staates dominieren. Lenin schrieb hierzu:

Der Imperialismus ist der Kapitalismus auf jener Entwicklungsstufe, wo die Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals sich herausgebildet, der Kapitalexport hervorragende Bedeutung gewonnen, die Aufteilung der Welt durch die internationalen Trusts begonnen hat und die Aufteilung des gesamten Territoriums der Erde durch die größten kapitalistischen Länder abgeschlossen ist.“[1]

Doch Imperialismus ist nicht einfach die Annexion von Land, Ressourcen und Arbeitskräften. Lenin warnte uns davor, an diesem allzu simplen Verständnis des Phänomens festzuhalten, indem er feststellte, dass der Imperialismus zwar tatsächlich Annexion, Gewalt und Reaktion mit sich bringt,[2] das wichtigste charakteristische Merkmal des Phänomens selbst aber die Frage des Finanzkapitals ist – das heißt, die Frage der einbehaltenen Gewinne und der Gelder, die durch Investitionen aus dem Kapital der Finanzelite (und damit der gesellschaftlichen) erwirtschaftet werden. Einfach ausgedrückt: Das charakteristische Merkmal des Imperialismus ist die Ausübung der Staatsgewalt im Dienste des Finanzkapitals zur Akkumulation von Realkapital.

Die geografischen Grenzen des imperialen Staates müssen im weiteren Sinne diesen Antrieb repräsentieren; sie müssen im Dienste dieser Logik stehen – um den Fluss von materiellen Gütern, Ressourcen und Menschen für die Zwecke des Finanzkapitals zu kontrollieren. In der modernen Ära fungieren nationale imperiale Grenzen, wie die der Vereinigten Staaten, als vollendete und ausgefeilte Manifestationen dieser Logik. In der Antike waren die Technologien der Grenzkontrolle zwar einfacher, aber die Logik der imperialen Grenze selbst blieb dieselbe. Wenn ein antiker Staat als imperial bezeichnet wird, dann muss seine Grenze die wirtschaftlichen Beweggründe des Imperialismus widerspiegeln. Das heißt, die Grenze muss ein Zeichen für wirtschaftliche Kontrolle, für Gewalt und Reaktion sein und im Dienste des Finanzkapitals stehen, um Realkapital für die soziale und herrschende Elite des imperialen Staates zu generieren. Eine politische Ökologie der imperialen Grenze muss, wenn sie sowohl historisch fundiert als auch auf die reale Ressourcenzirkulation im Dienste der Klassengesellschaft ausgerichtet sein soll, nicht nur die Überschneidung von Politik und Umwelt im Allgemeinen berücksichtigen, sondern auch das Zusammenspiel von Klasse, Finanzen und dem sozialen Stoffwechsel des Staates selbst.

Im Norden Englands, nahe der heutigen Grenze zu Schottland, sind die Ruinen des Hadrianswalls entlang des Tyne-Solway Firth erhalten geblieben – eine Erinnerung an die geografischen Grenzen des kaiserlichen Roms auf der Insel. Diese antiken Grenzgebiete beherbergen die steinernen und irdenen Überreste einer explizit imperialistischen Strategie der Grenzverwaltung aus einer Zeit lange vor unserer Zeit; ein einst befestigter Raum besetzten Landes, in dem der römische Staat eine durchgehende, militarisierte Mauer nutzte, um den Fluss von Waren und Menschen über die Grenzen seines nördlichsten Herrschaftsgebiets in Britannia zu kontrollieren. Die Mauer, von der man oft annimmt, dass sie ausschließlich der Verteidigung diente, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein Instrument der römischen Wirtschaftskontrolle: ein imperialistisches Instrument im Dienste des Kapitals.

In dieser Arbeit versuche ich, eine explizit antiimperiale politische Ökologie der befestigten römischen Grenzen in Britannia zu konstruieren, die sich insbesondere auf den sozialen Stoffwechsel des kaiserlichen Staates bezieht – das heißt, ich versuche, die Art und Weise besser zu verstehen, wie der römische Staat seine metabolische Zirkulation von Kapital, Waren und Menschen in Bezug auf Geografie und soziale Klasse kontrollierte. Darüber hinaus versuche ich zu verstehen, was der Bau einer befestigten und militarisierten Grenzmauer für den kaiserlichen Staat bedeutete – das heißt, was die Mauer über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Staates selbst aussagt. Um dies zu erreichen, untersuche ich die materiellen Dimensionen der Umwelt- und politischen Geschichte Roms sowie die Art und Weise, in der sich die für den römischen Staat typische Klassengesellschaft in der kaiserlich-römischen Grenzverwaltung manifestierte. Kurz gesagt, ich hoffe, die Art und Weise aufzudecken, in der die reaktionäre und gewalttätige römische Sklavenhalterei im Dienste des römischen Finanzkapitals und der Klassengesellschaft Roms Grenzverwaltungsstrategie in Britannien förderte. Damit will ich ein besseres Verständnis der kaiserlichen Grenzstrategien im Allgemeinen erreichen – vor allem, wenn es um die Errichtung von Grenzmauern geht.

Meine Argumentation in diesem Aufsatz geht dahin, dass imperiale Grenzmauern nicht in der Aufstiegs-, Wachstums- und Expansionsphase des Reiches entstehen; sondern dass sie in einer Periode der imperialen Verknöcherung und Entgrenzung entstehen – am Ende einer, wie ich es nennen werde, metabolischen Amalgamierung, in der alle Sphären der Natur, der Produktion, der Gesellschaft und der politischen Heterogenität zu einer großen und imperialen Homogenisierung zusammengeführt werden – einer großen und einheitlichen Herrschaft unter einer imperialen finanziellen Singularität – und dass, dass Grenzmauern nicht nur den Rückzug, den Niedergang und den Zusammenbruch der Imperien, in denen sie entstehen, vorwegnehmen, sondern dass ihr Einsatz auch eng mit ökologischen und klimatologischen Veränderungen verbunden ist. Insbesondere scheinen Grenzmauern durch ihre eigene Implikation permanent das zu problematisieren, was wir uns als unüberwindbare imperiale Grenzen vorstellen könnten. Wie Wendy Brown beobachtet hat:

Anstatt von der Souveränität des Nationalstaates auszugehen, signalisieren [Mauern] den Verlust des a priori Status der nationalstaatlichen Souveränität und der einfachen Verbindung mit rechtlicher Autorität, Einheit und ständiger Rechtsprechung. Dieser Zustand zeigt sich darin, dass die neuen Mauern die Konflikte, auf die sie reagieren, als dauerhaft und unüberwindbar kodifizieren.“[3]

Die Untersuchung von Grenzmauern als Repräsentation schwindender imperialer staatlicher Souveränität ist in der modernen neoliberalisierten und globalisierten Ära, in der nationale und lokale Grenzmauern in zunehmendem Maße errichtet werden, besonders wichtig.[4] In den letzten 220 Jahren wurden 62 einzigartige Grenzmauern errichtet, 28 davon allein seit dem Jahr 2000.[5] Doch wie Wendy Brown feststellte, „sind Mauern durch und durch funktional, und Mauern sind potente Organisatoren menschlicher psychischer Landschaften, die kulturelle und politische Identitäten erzeugen. […] Eine Mauer als solche hat keine intrinsische oder dauerhafte Bedeutung oder Signifikanz.“[6]

Die Bedeutung der befestigten Grenzen selbst muss also die Merkmale und Eigenschaften der Gesellschaften, in denen sie entstehen, in sich tragen. Dies ist die ontologische Essenz einer materiellen Konzeption der Grenze: Die Materie selbst erhält ihre Bedeutung von und durch die sozialen Formationen, die wir bewohnen.

„Grenzgebiete“, so Hastings Donnan und Thomas Wilson, „sind Orte und Symbole der Macht. Wachtürme und Stacheldraht mögen extreme Beispiele für die Markierungen der Souveränität sein, die die territorialen Grenzen des Staates einschreiben, aber sie sind weder ungewöhnlich noch laufen sie Gefahr, von der Weltbühne zu verschwinden.“[7] Wo die Modi der Ressourcengewinnung, der Produktion, der Verteilung und des Konsums des heutigen Imperiums sich in einer Welt wiederfinden, die zunehmend nicht mehr in der Lage ist, sie aufrechtzuerhalten, kann uns der Aufschwung des Baus von Grenzmauern zu einem so günstigen Zeitpunkt in der Geschichte viel über die Zukunft des modernen Imperiums sagen.

Um über die Zukunft zu spekulieren und sie besser zu verstehen, müssen wir jedoch auch in die Vergangenheit blicken.

RÖMISCHE GRENZEN UND IMPERIALISMUS

Als ein – wenn nicht sogar der – Vorläufer des modernen westlichen imperialen Staates hat uns der römische Staat viel über die westliche imperiale Auffassung von Grenze, Grenzverlauf und Begrenzung zu erzählen – ebenso wie über die Grenzmauern, die oft auf ihnen wachsen. Der Historiker David Shotter stellte in The Roman Frontier in Britain fest, dass:

Wie so viele Dinge in Rom hatte auch der Begriff der Grenze (Limes) seinen Ursprung in einer weit zurückliegenden landwirtschaftlichen Vergangenheit; ein Limes war eine Böschung oder ein Weg, gewöhnlich aus Stein, der Besitz von Besitz und Feld von Feld trennte. Dies wiederum leitete sich eindeutig von einer einfacheren Böschung ab, die durch das Wenden einer Furche auf eine Art und Weise gebildet wurde, die noch in der Kaiserzeit zeremoniell lebendig gehalten wurde.“[8]

Die römische Konzeption der Grenze – geprägt durch diese frühe landwirtschaftliche Besonderheit – war also eine, die sich aus dem einzigartigen landwirtschaftlichen Stoffwechsel der Römer auf der italienischen Halbinsel ergab; eine konkrete politische Repräsentation des landwirtschaftlichen Stoffwechsels Roms, die später als die Grenzen des kaiserlichen Staates emblematisiert wurden. Als eine Gesellschaft, die im frühen sechsten Jahrhundert v. Chr. aus der Vereinigung verstreuter Bergdörfer entlang des Tibers erwachsen war,[9] entstand die Stadt Rom selbst aus der Vereinigung dieser Dörfer und der daraus resultierenden Umschließung der entstehenden Gemeinde durch einen irdenen Wall „ein Vorläufer der so genannten Servianischen Mauern“[10]. Sie wurde genutzt, um:

  1. das römische Territorium abzugrenzen,
  2. die territoriale Integrität zu wahren und
  3. die militärische, politische und wirtschaftliche Kontrolle über den Verkehr im unteren Tibertal auszuüben[11].

Auch wenn man einwenden könnte, dass die römische Vorstellung von der Grenze eine ist, die alle Zivilisationen und Staatsformen teilen, spiegeln Staatsgrenzen und Begrenzungen tatsächlich einzigartige Umweltgeografien, untergeordnete und dominante Produktionsweisen und die besondere Sozial- und Umweltgeschichte wider, die für den Staat selbst typisch ist. Was beispielsweise das vorrömische Britannien betrifft, so hatten die Briten eine ganz andere Vorstellung von der Grenze. So stellte Strabo in der Geographiká fest, dass für die vorrömischen Briten die Wälder ihre Städte sind:

Ihre Städte sind die Wälder: sie umfrieden einen weiten Kreis mit gefällten Bäumen und darin bauen sie für nicht lange Zeit Hütten für sich selber und Hürden für ihr Vieh.“[12]

Nach Roms politischer und wirtschaftlicher Expansion – zunächst über die italische Halbinsel und später über den gesamten Mittelmeerraum – war es die römische Auffassung von Grenze, die nicht nur Roms Durchsetzung seiner eigenen juristischen Souveränität, sondern auch die lokalen Souveränitäten der an Rom angrenzenden Staaten und Völker definierte.

Der römische Staat ist sowohl im wirtschaftlichen als auch im geopolitischen Sinne ein historisches Beispiel für einen zügellosen Imperialismus – das heißt, der römische Staat existierte metabolisch durch Eroberung, Annexion und eine große Ansammlung aller umliegenden Länder, Ressourcen und Völker für die Zwecke des römischen Finanzkapitals: ein existenzielles Phänomen, das allen imperialen Gemeinwesen gemein zu sein scheint. Lenin schrieb dazu:

Würde eine möglichst kurze Definition des Imperialismus verlangt, so müßte man sagen, daß der Imperialismus das monopolistische Stadium des Kapitalismus ist. Eine solche Definition enthielte die Hauptsache, denn auf der einen Seite ist das Finanzkapital das Bankkapital einiger weniger monopolistischer Großbanken, das mit dem Kapital monopolistischer Industriellenverbände verschmolzen ist, und auf der anderen Seite ist die Aufteilung der Welt der Übergang von einer Kolonialpolitik, die sich ungehindert auf noch von keiner kapitalistischen Macht eroberte Gebiete ausdehnt, zu einer Kolonialpolitik der monopolistischen Beherrschung des Territoriums der restlos aufgeteilten Erde.“[13]

Auch wenn wir uns davor hüten müssen, eine reduktive historische Analyse vorzunehmen, bei der wir den Imperialismus der römischen Ära mit dem Imperialismus der modernen Ära in einen Topf werfen, gibt es in der Tat viele Ähnlichkeiten, sofern der Imperialismus die tatsächliche – und treibende – politische Theorie und Stoffwechselfunktion des Staates ist. Ein verbindendes Element des Imperialismus in allen Epochen ist die große Ansammlung der verschiedenen Produktionsmethoden und -kräfte, die rasante geografische Expansion und Eroberung sowie die einzigartige Beziehung des Kapitals zum Staat selbst. Lenin schrieb, dass der Imperialismus – speziell im kapitalistischen Zeitalter, was aber auch auf das römische Zeitalter angewendet werden kann – die folgenden fünf Punkte beinhalten muss:

  1. die einzigartige Konzentration von Produktion und Kapital, die zu einer Reihe von Monopolisierungen führt, die sich wiederum auf das Wirtschaftsleben des Staates auswirken;
  2. das Zusammenwachsen von Bank- und Industriekapital zum Finanzkapital, das wiederum eine mächtige Finanzoligarchie stützt;
  3. der Kapitalexport – im Unterschied zum Warenexport – erlangt für den Staat eine außerordentliche Bedeutung;
  4. „es bilden sich internationale monopolistische Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich teilen“[14] und
  5. die rasante territoriale Aufteilung der bekannten Welt unter konkurrierenden Mächten.

Lenin stellte weiter fest: „Der Imperialismus ist der Kapitalismus auf jener Entwicklungsstufe, wo die Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals sich herausgebildet, der Kapitalexport hervorragende Bedeutung gewonnen, die Aufteilung der Welt durch die internationalen Trusts begonnen hat und die Aufteilung des gesamten Territoriums der Erde durch die größten kapitalistischen Länder abgeschlossen ist.“ [15] und für unsere Zwecke hier können wir aus Lenins Analyse den einzigartigen Prozess herauslesen, in dem die Konzentration von Produktion und Ressourcen die Finanzoligarchen des Staates nährt, die dann die geopolitischen Prozesse des Staates, der Expansion und des kontinuierlichen Konsums, beherrschen. Wir müssen den Imperialismus der modernen kapitalistischen Ära nicht mit den Besonderheiten des römischen Kapitals in einen Topf werfen, um zu verstehen, dass der Imperialismus selbst eine spezifische Formation des sozialen Stoffwechsels verkörpert, die von der Gier und dem Wahnsinn der Finanzelite des Staates angetrieben wird und eine geopolitische – und spezifische – Bewegung der Expansion, der Konsolidierung, der Eroberung, der Verschmelzung und schließlich des Zusammenbruchs mit sich bringt.

RÖMISCHE EXPANSION

„Als Augustus an die Macht kam“, so der Historiker Stephen Dyson, „hatten sich die Römer bereits seit fast vierhundert Jahren mit Grenzproblemen in Italien und im Westen befasst“[16] In diesen vierhundert Jahren entwickelte sich die entstehende römische Republik von einem „Mosaik von Städten, die in Provinzen organisiert waren, aus denen sich das [spätere] Reich zusammensetzte“[17], zu einer komplexen Ansammlung von Verwaltungsbezirken, die in Binnen- und Grenzprovinzen unterteilt waren und letztlich der römischen Kontrolle durch den Senat dienten. Die erste römische Provinzerweiterung – Sizilien (Sicilia) – war das Ergebnis des Ersten Punischen Krieges (264-41 v. Chr.) und demonstrierte zwei Methoden der direkten römischen Provinzkontrolle: „Direkte Herrschaft durch einen römischen Magistrat und indirekte Verwaltung durch einen bestehenden König“[18], wobei Rom in dieser Phase der römischen Geschichte „wenig Neigung gezeigt hatte, direkt zu herrschen“[19]. Als sich Roms politischer, sozialer und wirtschaftlicher Einfluss von der italischen Halbinsel auf die umliegenden Länder des Mittelmeers ausbreitete und sich in Spanien, Makedonien, Kleinasien, Syrien, Gallien, Afrika und auf dem Balkan neue politische und wirtschaftliche Möglichkeiten zur Ausbeutung eröffneten, begann Roms Zurückhaltung gegenüber einer direkten Herrschaft zu schwinden. Das römische Vertrauen in die einheimische Hausherrschaft der Könige – die oft den zeremoniellen Titel socius et amicus Romani populi trugen – begann ebenfalls zu schwinden, als der Einsatz direkter, von den Römern eingesetzter Verwaltungen zunahm.[20]

Dennoch waren die Grenzgebiete für Rom immer ein überdeterminiertes Phänomen, das von den Erfordernissen und Notwendigkeiten des Imperialismus selbst bestimmt wurde. Die Grenze war nicht einfach – im Falle der frühen Republik und der späteren Kaiserzeit – eine Linie, ein einfach zu definierender Raum oder eine auf eine einzige Eigenschaft reduzierbare Demarkation. Vielmehr stellten die römischen Grenzen sowohl ideologische als auch materielle Faktoren dar: Faktoren, die direkt von den Individuen bestimmt wurden, die sie umsetzten – und auch von denen, die sie anfechteten. Der Historiker Hugh Elton bemerkte dazu:

In der römischen Welt gab es eine Reihe von sich überschneidenden Grenzzonen. Diese Grenzgebiete konnten durch vier Gruppen von Menschen definiert werden: Römische Soldaten, römische Zivilisten, Einheimische und Barbaren. Jede Gruppe hatte ihre eigenen Grenzen unterschiedlicher Art: politische, soziale, ethnische, religiöse, sprachliche, wirtschaftliche und militärische. Diese konnten, mussten aber nicht mit denen der anderen Gruppen übereinstimmen. Es war diese Mischung von Grenzziehungen, die zusammen die Grenze bildeten.“[21]

Für Rom war die britische Grenze eine, die erst nach Roms eigenem unmittelbaren Wachstum im Mittelmeerraum entstand; ein Wachstum, das sich schnell auf West- und schließlich auf Nordwesteuropa ausbreitete. Der Versuch einer britischen Eroberung, eines römischen Britanniens, war für die Römer ein Versuch, der in den fernen, quasi mythischen, thuleanischen Norden reichte: eine Region an der Spitze der bekannten Welt, qua ultima Thule – ein Land, das, wie Plinius der Ältere sich vorstellte, „das am weitesten entfernte von allen […] in dem es überhaupt keine Nächte gibt, wie wir erklärt haben, um die Mitte des Sommers, nämlich wenn die Sonne das Zeichen Krebs durchläuft, und umgekehrt keine Tage in der Mitte des Winters; und jede dieser Zeiten, so meinen sie, dauert sechs Monate, den ganzen Tag oder die ganze Nacht.“

Für die Römer waren die Britischen Inseln – mehr noch als die Orkneys, die Shetlands und andere weniger zugängliche Gebiete – jedoch alles andere als mythisch, sondern in der Tat recht gut bekannt. Die Römer verfügten über erstaunlich ausgefeilte geografische Informationen über die Welt, in der sie lebten, und die britischen Inseln bildeten da keine Ausnahme. Dennoch haftete den Britischen Inseln und ihren Völkern ein Hauch von Mystik an – den Wald- und Hügelvölkern, die die Römer als Briganten, Durotrigen, Catuvellauni, Iceni, Silures, Atrebates, Cantii, Trinovantes, Cornovii, Parisi und Ordovices kannten.[22] Nördlich des schmalen britischen Mitte, im heutigen Schottland, kannten die Römer nur die Stämme, die sie zusammenfassend als Kaledonier bezeichneten.

In seiner Naturgeschichte (IV) vermerkte Plinius der Ältere, dass die Region, die später als Britannia bekannt werden sollte, „hiess sonst Albion, denn unter dem Namen Britannien begriff man alle übrigen Inseln“[23] Plinius bemerkte auch, dass:

Der Geschichtschreiber Timäus sagt, dass man innerhalb 6 Seetagereisen von Britannien nach der Insel Mictis gelange, auf welcher sich weisses Blei vorfinde, und dass die Britannier in aus Ruthen geflochtenen und mit Leder beschlagenen Schiffen dahin führen. Einige Schriftsteller erwähnen noch andere Inseln, als: Scandia, Dumna, Bergi und Nerigos, die grösste unter ihnen, von wo aus man nach Thule schifft. Eine Seetagereise von Thule liegt ein starres Meer, welches von Einigen Cronium genannt wird.“[24].

In der Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr., im Gallischen Krieg (V), schrieb Julius Caesar (Gaius Iulius Caesar), dass die größte der britischen Inseln:

„die Form eines Dreiecks [hat], dessen eine Seite Gallien zugewandt ist. […] Diese Seite der Insel ist etwa 500 Meilen lang.[…] Die zweite liegt in der Richtung nach Spanien und ist nach Westen gerichtet. Hier liegt die Insel Hibernia, die, wie man vermutet, etwa halb so groß ist wie Britannien.
Die Entfernung zwischen ihr und Britannien ist genauso groß wie die zwischen Britannien und Gallien. […] außerdem soll es noch mehrere kleinere vorngelagerte Inseln geben. Einige Autoren berichten über diese Inseln, um die Wintersonnenwende sei es dort 30 Tage lang ununterbrochen Nacht. […] Der Umfang der ganzen [britischen] Insel beträgt also 2.000 Meilen.“
[25]

So war Britannia den Römern, ihren Kartographen und Geographen sowie ihren Historikern bekannt, doch erst mit Caesars militärischen Exkursionen auf die Britischen Inseln (55-54 v. Chr.) begann das politische und wirtschaftliche Interesse Roms an Britannia – und dessen Ausbeutung – ernsthaft.

DIE RÖMISCHE EROBERUNG

Roms Beziehungen zu den Britischen Inseln – speziell zu Britannien – erstreckten sich nach Cäsar über einen Zeitraum von fast fünf Jahrhunderten [26], wie der Historiker Adrian Goldsworthy feststellte:

Britannien wurde dem Römischen Reich erst spät hinzugefügt und zu einer Zeit erobert, in der Expansionsbestrebungen immer seltener wurden, aber die eigentliche Eroberung im Jahr 43 n. Chr. war nicht der erste militärische Kontakt zwischen dem Reich und den Briten. Fast ein Jahrhundert zuvor war Julius Cäsar, damals Prokonsul (oder Statthalter) von Gallien, 55 v. Chr. und erneut 54 v. Chr. im Südosten [Britanniens] gelandet. Er schlug den erbitterten Widerstand der einheimischen Stämme nieder und akzeptierte ihre Unterwerfung, entschied sich aber nicht dafür, den Winter über zu bleiben und kam nie wieder.“[27]

Der Historiker David Breeze stellte fest, dass „Britannien für die Römer am äußersten Rand des römischen Reiches lag. Ein Reisender hätte zwei bis drei Monate gebraucht, um von Rom zum Hadrianswall zu gelangen.“[ 28] Nach der Befriedung durch Octavian während der römischen Bürgerkriege des ersten Jahrhunderts und als die römische Reichsverwaltung begann, sich in Richtung direkter Statthalterschaft zu bewegen – entweder durch kaiserliche oder senatorische Ernennung – begann Octavian (Gaius Octavius Thurinus), der Kaiser Augustus nach 27 v. Chr., eine Reihe von Exkursionen und Akquisitionen, um mehr Territorium in Europa entlang der Donau zu gewinnen – Akquisitionen, die zur Schaffung neuer Grenzprovinzen wie Illyricum, Pannonia und Moesia führten.

Augustus, so der Historiker Hugh Elton, „betrachtete das Vordringen der Grenze mit Stolz“[29], und die rasche Ausdehnung der territorialen Kontrolle Roms in Europa sowie der imperiale Charakter der römischen Politik waren nicht nur tief in der politischen Psyche der julisch-claudischen Dynastie – der frühesten kaiserlichen Familie Roms – verankert, sondern auch in der politisch-ökonomischen Art und Weise des römischen Erwerbs. „Die Römer“, kommentierte der Historiker David Breeze:

Sie hatten eine besondere Weltanschauung: Die Götter hatten ihnen das Recht gegeben, die Welt zu beherrschen. Der anhaltende Erfolg der römischen Waffen bewies die Gültigkeit dieser Behauptung. Da sich das Reich immer weiter ausdehnte, bestand keine Notwendigkeit für Grenzen. Dies war die Situation in Britannien in den Jahrzehnten nach der Eroberung.“[30]

Diese politische Weltanschauung und die militärische, politische und wirtschaftliche Logik des Imperialismus veranlassten Kaiser Claudius (Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus) im Jahr 43 n. Chr. dazu, eine Armee an der Küste Britanniens anzulanden, um „einen Triumph zu erringen“[31] und sich die reichen britischen Ressourcen wie Zinn, Blei und Holz zu sichern. Der Historiker Peter Salway stellte fest: „Als Kaiser Claudius im Jahr 43 n. Chr. eine römische Armee an der Südküste [Britanniens] anlandete, begann ein Prozess, der das Antlitz Britanniens verändern und seiner Geschichte eine neue Richtung geben sollte.“[32]

Die Umwelt im Großbritannien des ersten Jahrhunderts n. Chr. lässt sich, wie Rob Collins feststellte, am besten beschreiben als:

Hochland, mit den niedrig gelegenen Gebieten der östlichen und westlichen Küstenebenen, die durch den breiten Rücken der niedrig gelegenen Pennine Mountains und Cheviot Hills getrennt sind. Die Berge und die dazwischen liegenden Pässe, Felsen, Täler und Flusstäler waren wahrscheinlich schwer zu befrieden, und die langfristige Besetzung von Kastellen während der gesamten römischen Periode in Nordengland könnte darauf hindeuten, dass die lokale Bevölkerung nie vollständig unterworfen war. Alternativ könnte die Verteilung auf den Wunsch hindeuten, strategische Punkte in der Landschaft zum Zwecke der Versorgung und Kommunikation, einschließlich natürlicher Ressourcen wie Blei, zu kontrollieren. Das eine schließt das andere nicht aus.“[33]

Die treibenden historischen und politischen Aspekte der römischen Exkursionen nach Britannien waren, wie David Breeze in Roman Scotland feststellte, Invasion, Eroberung, Besatzung, Rückzug und Außenpolitik.[34] Wir könnten diese thematische Analyse abkürzen, indem wir feststellen, dass Roms Interesse an Britannien den Interessen seiner eigenen Finanzoligarchen an den Bodenschätzen Roms folgte – ein Zeichen für den römischen Imperialismus selbst.

Während die Einfälle Julius Caesars im vorigen Jahrhundert „weniger mit einer langfristigen Strategie für Britannien zu tun hatten als mit der Sicherheitslage in Gallien und mit Caesars eigener politischer Position in Rom selbst“[35], diente der Einmarsch der claudischen Armee tatsächlich dazu, eine dauerhafte Besatzung zu etablieren. Während eine solche Invasion von den politischen Eliten im kaiserlichen Kreis Roms während der Regierungszeit Octavians vorausgesehen worden sein könnte,[36] ging die Eroberung Britanniens tatsächlich gegen den festen Rat Octavians an seinen Nachfolger Tiberius (Tiberius Caesar Divi Augusti filius Augustus), der erklärte, dass das Reich „innerhalb seiner derzeitigen Grenzen gehalten werden sollte“.[37]

Der Historiker Stephen Dyson stellte fest, dass „Rom oft zu einer Grenze gezogen wurde, weil die lokale kulturelle und politische Dynamik seine Interessen beeinflusste [und] […] sobald die Entscheidung zum Eingreifen gefallen war, hing der römische Erfolg von einer scharfsinnigen Analyse der lokalen Bedingungen und der Kräfte ab, die Rom begünstigten, wie auch derjenigen, die sich ihm widersetzen würden.“ [38] Und in der Zeit zwischen der Nachfolge des Tiberius (14-37 n. Chr.) und der Nachfolge seines Neffen Claudius im Jahr 41 n. Chr, wurden die römischen Außenbeziehungen mit der unklaren britischen Grenze zunehmend angespannt, da die Wirtschaft zwischen Britannien und Gallien über den Kanal hinweg wuchs und viele der südlichen Briten danach strebten, „romanisiert“ zu werden – ein Schritt, der für viele nördliche Briten zunehmend zu Reibereien führte – und eine wachsende politische Feindseligkeit, die durch den Tod von Cunobelinus („starker Hund“) im Jahr 40 n. Chr. symbolisiert wurde, einem südlichen britischen König, der mit Rom als socius et amicus Romani populi, oder „König und Freund des römischen Volkes“, verbündet war. „Der darauf folgende Machtkampf zwischen den Söhnen des Cunobelinus – Adminius, Caratacus und Togodumnus – und die Vertreibung des wichtigsten römischen Verbündeten in Britannien, König Verica von den Atrebaten, verschärften die zunehmend gereizte politische Atmosphäre. Nach der Ermordung des Kaisers Caligula (Gaius Julius Caesar Augustus Germanicus) im Jahr 41 n. Chr. musste der neue Kaiser Claudius „erheblich über Britannien nachdenken“[39]: Um die Kontrolle über die römischen Tribute im Süden Britanniens wiederzuerlangen und um weitere Kontrolle über Land und Ressourcen im Norden Britanniens zu erlangen, organisierte Claudius eine Invasionstruppe, um den verbannten König Verica von den Atrebaten wieder einzusetzen.

David Shotter schrieb: „Die Invasionsstreitmacht von 43 n. Chr. bestand aus vier Legionen – II Augusta, IX Hispania, XIV Gemina Martia Victrix und XX Valeria Victrix, mit Abteilungen zumindest von anderen, einschließlich VIII Augusta.“[40] Cunobelinus‘ alte Hauptstadt Camulodunum (das heutige Colchester) wurde in der ersten Kriegsphase schnell erobert, und Claudius selbst besuchte die Stadt, um den triumphalen Einzug zu feiern. Von Colchester aus wurden römische Invasionen nach Norden in Richtung des heutigen Lincoln, nach Nordwesten in Richtung Wroxeter, nach Westen in Richtung Gloucester und nach Südwesten in Richtung Exeter gestartet. Auf der Isle of Wight führte der spätere Kaiser Vespasian (Titus Flavius Vespasianus) Krieg gegen Cunobelinus‘ Sohn Caratacus – ein Hauptgegner der römischen Besatzung, bis er 51 n. Chr. von der Königin Cartimunda der Briganten ausgeliefert wurde.[41] Der römische Historiker Cassius Dio berichtete, dass die einheimischen Briten unglücklicherweise schlecht auf die erste Invasion vorbereitet waren:

Die Briten hatten nämlich auf Grund ihrer Erkundigungen nicht mit ihrem Kommen gerechnet und sich daher auch nicht vorher versammelt. Aber auch dann ließen sie sich in keinen Kampf mit den Römern ein, sondern flüchteten sich in ihre Sümpfe und Wälder, in der Hoffnung, sie könnten die Angreifer durch ergebnislose Bemühungen zermürben, und diese würden dann, wie schon unter Iulius Caesar geschehen, unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehren.“[42]

Das folgende Jahrhundert der Besatzung sollte jedoch kein Zuckerschlecken werden, und die Römer gruben sich in eine Besatzung ein, die von anhaltenden – und unterdrückenden – militärischen und politischen Manövern geprägt sein sollte. Der Historiker Richard Hingley stellte fest, dass während der Eroberung Britanniens „eine große römische Armee den Kanal von Gallien aus überquerte und das britische Tiefland im mittleren und späten ersten Jahrhundert nach Christus allmählich unterworfen wurde. Diese Eroberung erfolgte durch den Einsatz von Diplomatie und Waffengewalt gegen einen Teil der Bevölkerung Britanniens.“[43] Während des mittleren und späten ersten Jahrhunderts n. Chr. betrieben die Römer die Logistik der militärischen Besetzung durch den Bau von Straßen und Festungen sowie durch kontinuierliche Kampagnen gegen die einheimische Bevölkerung, um diese zu unterjochen und gefügig zu machen.

Während der Regierungszeit des Kaisers Vespasian von 69 bis 79 n. Chr. waren die militärischen Erfolge von Agricola (Gnaeus Julius Agricola) – einem gallorömischen General, der 77 n. Chr. zum Konsul und Gouverneur von Britannien ernannt wurde – weitgehend für die Befriedung[44] des südlichen und zentralen Britanniens sowie für viele der erfolglosen Streifzüge in den britisch-schottischen (damals kaledonischen) Norden verantwortlich. Nachdem er 61 n. Chr. als Unteroffizier (tribunus militum) an der Niederschlagung des Boudicca-Aufstandes teilgenommen hatte,[45] setzte Agricola unter seiner Statthalterschaft die Befriedung der Briganten fort, wo er ohne große Kämpfe „quer durch das Gebiet der Briganten und darüber hinaus“[46] fegte, wodurch es ihm gelang:

Gruppen gegeneinander auszuspielen – vielleicht Gruppen wie die Carvetti und Setantii im Nordwesten und andere wie die Tectoverdii, Lopocares und Corionototae, denen man vorläufig das Gebiet im Nordosten zugewiesen hat – , was darauf hindeutet, dass die wichtigsten militärischen Schläge in diesem Gebiet [von den Römern] bereits ausgeführt worden waren.“[47]

Infolge von Agricolas Feldzügen, fortgesetzten militärischen Bemühungen um Befriedung und Kontrolle sowie einer zunehmenden Auswanderung römischer Bürger an die britische Grenze war die militärische Infrastruktur der römischen Armee in Britannien von der ersten Landung im Jahr 43 n. Chr. bis zum Beginn des zweiten Jahrhunderts unvermindert gewachsen; und als Hadrian (Publius Aelius Hadrianus Augustus) im Jahr 117 n. Chr. die Nachfolge Trajans (Marcus Ulpius Traianus) als römischer Kaiser antrat, war die logistische Infrastruktur für das, was bald der Hadrianswall werden sollte, bereits weitgehend vorhanden.

DIE MAUER(N)

Rob Collins schrieb: „Um 88 n. Chr. wurden die römischen Truppen aus Nordschottland auf die Landenge zwischen Forth und Clyde zurückgezogen und zu Beginn des 2. Jahrhunderts wurden die Truppen aus den Lowlands auf die Landenge zwischen Tyne und Solway zurückgezogen.“ [48] Die römische Militärpräsenz begann sich um die Festungsregion der Landenge zwischen Tyne und Solway zu konzentrieren und, wie Collins weiter feststellte, „nach dem Rückzug aus Schottland lag die nördlichste Konzentration von Garnisonen entlang der Straße, die Corbridge mit Carlisle verband und seit dem Mittelalter als Stanegate Road bekannt war.“ Die Stanegate Road, eine Straße, die mehr oder weniger parallel zum heutigen Standort des Hadrianswalls verlief, war, wie Richard Hingsley feststellte, eine „befestigte Militärstraße [die] genau südlich der Linie angelegt wurde, auf der später der Wall gebaut werden sollte.“ [49] In der schmalen Region zwischen dem heutigen Browness und South Shields, England, wo die heutigen Autobahnen A69 und B6318 von Newcastle über Tyne nach Carlisle verlaufen, war ein Großteil der römischen Armee in Britannien in einer Reihe von Kastellen untergebracht, die durch eine umfangreiche Infrastruktur von Straßen und Städten unterstützt wurden, die in Verbindung mit dem Rückzug der Kaledonier de facto eine militarisierte Grenzregion entlang der Tyne-Solway-Enge schufen. Die Historiker William Hanson und Gordon Maxwell stellten dies fest:

Kurz nach Beginn des zweiten Jahrhunderts n. Chr. scheint die römische Grenze in Britannien auf der Landenge zwischen Tyne und Solway gelegen zu haben, der günstigsten Ost-West-Verbindung südlich der Linie Forth-Clyde. […] Die wichtigsten Elemente der trajanischen Grenze waren die flavischen Kastelle Carlisle und Corbridge, die rittlings auf den beiden Hauptrouten nach Schottland lagen, sowie die Ost-West-Straße, die sie verband und uns als Stanegate bekannt ist.“[50]

Als das Land rund um den entstehenden Wall für den Bau gerodet, vermessen und vorbereitet wurde, wurden die einheimischen Briten zwangsumgesiedelt und die einheimischen sozialen, kulturellen und sprachlichen Gruppen wurden durch die Anlage, die später als Hadrianswall bekannt werden sollte, in der Mitte gespalten. Hanson und Maxwell stellten fest, dass die Bedeutung der politischen Apartheid, die durch den neu errichteten Wall erzwungen wurde, den einheimischen Stammesangehörigen nicht entgangen sein dürfte, denn „die neu errichtete Barriere scheint das Stammesgebiet der Briganten durchschnitten und einen beträchtlichen Teil der Ländereien des Stammes, die in den unteren Tälern der Flüsse Esk und Annan liegen, isoliert zu haben“[51] Der Historiker Richard Hingsley stellte außerdem fest, dass:

Die Häuser und Siedlungen der Einheimischen wurden anerkannt und in einiger Zahl freigelegt […] aber die Beziehung zwischen diesen Menschen und der römischen Armee und Verwaltung bleibt unklar. Für den Bau der römischen Militärinfrastruktur müssen erhebliche Flächen konfisziert werden. Römische Straßen, Lager und Kastelle wurden ohne Diskussion oder Verhandlung durchgesetzt, [und die] […] römische Armee tat in dieser Landschaft so ziemlich alles, was sie wollte, vor, während und nach dem Bau des [Hadrians-]Walls.“[52]

Die römische Grenzzone, aus der der Hadrianswall werden sollte, war jedoch, wie bei den meisten Dingen, ein überdeterminiertes Phänomen, das zu unterschiedlichen Zeiten in verschiedenen Regionen Britanniens angesiedelt sein konnte. Stephen Dyson hat dies festgestellt:

Obwohl der Hadrianswall ein auffälliges lineares Merkmal ist, markierte er nicht den Verlauf der Grenze. Im Allgemeinen nahm die römische Grenze die Mitte der Insel Britannien ein, während die römische Provinz (und spätere Diözese) Britannia nur die südliche Hälfte der Insel einnahm. Während der gesamten römischen Besatzungszeit sollte das Gebiet nördlich der Mauer und das westlich gelegene Irland als barbaricum betrachtet werden.“[53]

Doch der Historiker Stephen L. Dyson hat in seinem Buch The Creation of the Roman Frontier festgestellt, [was der Hadrianswall] für die meisten von uns ist:

Der Hadrianswall symbolisiert die römische Grenze. Massiv und dauerhaft trennt er die Welt Roms von der der Barbaren […] Mauern und Kastelle waren jedoch nur Teil eines größeren diplomatischen, militärischen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Systems, das beide Seiten der Grenze umfasste und einen allmählichen Übergang von der römischen zur nicht-römischen Gesellschaft schuf.“[54]

Die Entscheidung während der Herrschaft Hadrians, eine groß angelegte Mauer nördlich und parallel zur Stanegate Road zu errichten, stand in engem Zusammenhang mit der bestehenden Garnison in der Region, der Reihe von unterstützenden Festungen auf der anderen Seite der Landenge und Hadrians eigenen Bemühungen um eine kaiserliche Konsolidierung anstelle einer Expansion. „Als Hadrian an die Macht kam“, so Rob Collins, „veranlasste ihn sein offensichtlicher Wunsch, die kaiserlichen Besitztümer zu stabilisieren, dazu, die bestehenden Grenzen zu konsolidieren, anstatt weitere Eroberungen zu unternehmen. Der Kaiser besuchte Britannien im Jahr 122 n. Chr. und der Bau des Hadrianswalls begann, höchstwahrscheinlich nach einem Plan, den der Kaiser selbst entworfen hatte.“[55] Richard Hingsley merkte außerdem an, dass „der Wall Teil von Hadrians Politik war, die Expansion des römischen Reiches zu beenden; zu dieser Zeit wurden auch Befestigungen entlang der germanischen Grenze gebaut.“[ 56] Der Bau des Walls dauerte acht bis zehn Jahre[57] und wurde möglicherweise erst zur Regierungszeit von Antoninus Pius (Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius) im Jahr 138 n. Chr. abgeschlossen. Es wird angenommen, dass der Wall zum Zeitpunkt von Hadrians Tod noch im Bau war. Der Historiker Adrian Goldsworthy stellte fest: „Hadrians persönliche Beteiligung an der Entscheidung, den Wall zu bauen und an seiner Gestaltung ist eindeutig. Es wird allgemein angenommen, dass er den Befehl gab, nachdem er das Gebiet besucht hatte, so dass die Vermessung und der Bau nicht vor 122 begannen.“[58] Goldsworthy gab zu bedenken, dass wir nur wenig über die kaiserlichen Planungsprozesse im Zusammenhang mit großen Bauwerken wie dem Mauerbau wissen, so dass der Bau möglicherweise schon vor 122 begonnen wurde und Hadrians Reise an die Grenze in jenem Jahr lediglich dazu diente, den Bau der Mauer zu inspizieren.

Die Anatomie der Mauer selbst war so beschaffen, dass die steinerne Ringmauer nicht das Hauptmerkmal war – obwohl sie wohl das sichtbarste war – , sondern Teil eines größeren Mauerkomplexes, zu dem ein Wallgraben, eine Militärstraße und ein als Vallum bezeichneter Unterkomplex mit einer Reihe von Hügeln und Gräben gehörten. Die ursprüngliche Höhe der steinernen Ringmauer ist zwar nicht bekannt, da kein Abschnitt in seiner ursprünglichen Höhe erhalten ist, aber neuere Schätzungen gehen von einer ungefähren Höhe von 3,6 Metern aus.[59] Da der obere Teil der steinernen Ringmauer ebenfalls nicht erhalten ist, ist es, wie Hinglsey bemerkte, „unklar, ob es einen Gehweg entlang der Spitze oder Zinnen gab, um die römischen Soldaten zu schützen, die möglicherweise an der Mauerlinie patrouillierten“[60] Die Mauer und die sie umgebenden Anlagen wurden von drei römischen Legionen gebaut: der II Augusta, der VI Victrix und der XX Valeria Victrix. Wahrscheinlich wurde die Hilfe der örtlichen Bevölkerung in Anspruch genommen – aus den Städten (vici), die entlang der Mauerregion entstanden, um die Soldaten und ihre Familien zu unterstützen – sowie von der romanisierten einheimischen Bevölkerung. Die steinerne Ringmauer, die ursprünglich mit einer Breite von 2,9 m begonnen worden war, wurde an einigen Stellen auf 2,4 m Breite reduziert. Die Gesamtlänge der Mauer betrug von Segedunum bis zum Ufer des Solway Firth 80 römische Meilen – 117,5 km oder 73 Standardmeilen. Adrian Goldsworthy schrieb dazu:

Der westliche Abschnitt über einunddreißig römische Meilen (ca. sechsundvierzig km) von Bowness-on-Solway wurde aus Torf, Holz und Erde gebaut, mit einem etwa sechs Meter breiten Wall an seiner Basis. Die Linie wurde dann mit einer Steinmauer über neunundvierzig römische Meilen (ca. dreiundsiebzig km) nach Osten fortgesetzt und endete schließlich in Wallsend am Tyne.“[61]

Die steinerne Ringmauer wurde auch durch Kastelle unterbrochen, obwohl diese Entscheidung nicht von Anfang an geplant war. Dazu schrieb Hingsley:

Ursprünglich war nicht beabsichtigt, die Kastelle auf der Mauerlinie zu errichten, sondern die bereits bestehenden Kastelle entlang der Stanegate im Hinterland als Hauptstützpunkte für die Truppen zu erhalten. Vor 126 n. Chr. scheint jedoch die Entscheidung gefallen zu sein, in regelmäßigen Abständen Festungen entlang des Mauerverlaufs zu errichten und die Garnisonen auf die Mauer zu verlegen.“[62]

Diese Entscheidung, so Hingsley, ist heute unter Mauerforschern als „die Kastellentscheidung“ bekannt. Entlang der Mauerlinie gab es regelmäßige Tore und Durchgänge, in erster Linie an den Meilenfestungen und Kastellen, aber wie Hingsley feststellte, sind „mindestens zwei weitere Tore am Port Gate und am Maiden Way bekannt“[63] Über diese Häfen fanden grenzüberschreitender Handel, Einwanderung und Reisen statt. Die Wallforts oder Meilenburgen und damit auch die Tore waren oft mit ausgedehnten zivilen Siedlungen, den vici, verbunden. William Hanson und Gordon Maxwell stellten fest, dass:

Die dem Militär zur Verfügung stehenden Verkehrswege dienten natürlich auch der Kontrolle des zivilen Verkehrs, und wir dürfen nicht vergessen, dass die strenge Überwachung dieses Verkehrs wahrscheinlich die wichtigste alltägliche Funktion der laufenden Barriere war. Die Überquerung des Hadrianswalls war für alle Personen, die friedlich ihren rechtmäßigen Geschäften nachgingen, nur mit Erlaubnis der Truppen, die die Meilenfestung besetzten, möglich“[64].

Der Hadrianswall, zu seiner Zeit als Vallum Aelium bekannt, war funktionell ein Instrument der römischen Grenzverwaltung. Obwohl die Mauer selbst natürlich eine Verteidigungsfunktion hatte, war ihr Hauptziel nicht die Verteidigung, sondern die Kontrolle des Personen- und Warenverkehrs in und aus dem römischen Gebiet. Sie war im Grunde eine territoriale Abgrenzung und wurde in vielerlei Hinsicht so genutzt, wie moderne Staaten heute ihre Grenzbefestigungen nutzen. John Collingwood Bruce, ein früher Pionier der Mauerforschung und Autor des bahnbrechenden Textes The Roman Wall, argumentierte schon früh, dass „die Ringmauer zunächst dazu diente, die Grenze des römischen Territoriums zu markieren, was jedoch durch die ’sekundäre Funktion […], ein Hindernis für Schmuggler, Räuber oder andere unerwünschte Personen zu sein.“[65] In seinem einflussreichen Text Roman Britain argumentierte Collingwood ebenfalls, dass:

Trotz des beeindruckenden Aussehens dieser riesigen Festung […] war sie nicht im gewöhnlichen Sinne ein militärisches Werk. Sie war nicht dazu gedacht, eindringende Heere von Kaledoniern aufzuhalten, während römische Soldaten die Brüstung säumten und Eskalationsversuche abwehrten […] Die Mauer war ein Hindernis, aber ein Hindernis nicht so sehr für Armeen als für Schmuggler […] Wenn wir eine Analogie in der Neuzeit suchen, finden wir sie nicht in den durchgehenden Linien des Grabenkriegs, sondern in der indischen ‚Zollschranke‘, die von den Engländern 1843 zur Verhinderung des Salzschmuggels gebaut wurde.“[66]

Der Hadrianswall war wie die imperialen Grenzanlagen des einundzwanzigsten Jahrhunderts ein Instrument der Grenzverwaltung – ein Instrument, mit dem leicht zu regulierende Engpässe im gebietsübergreifenden Handel und in der Einwanderung geschaffen werden sollten, an denen die Armee die römische Grenzpolitik durchsetzen konnte. Die wichtigsten historischen Aspekte des Hadrianswalls waren also mit dem römischen Finanzkapital, der Wirtschaft, der Einwanderung, der Regulierung, der Verwaltung und – in zweiter Linie – der Verteidigung verbunden. Wie die Servianische Mauer (Murus Servii Tullii) aus dem frühen 4. Jahrhundert v. Chr. diente auch Roms weitläufige Grenzmauer im nördlichen Britannien drei ähnlichen Motiven:

  1. zur Abgrenzung des römischen Territoriums,
  2. zur Wahrung der territorialen Integrität und
  3. um die militärische, politische und wirtschaftliche Kontrolle über den grenzüberschreitenden Verkehr auszuüben.[67]

Der Hadrianswall war nicht nur eine befestigte Demarkationslinie – eine in Stein und Erde gesetzte Grenze – , sondern er repräsentierte auch die römisch-kaiserliche Vorstellung von der Grenze als einer Grenze, die vollkommene wirtschaftliche Kontrolle, Regulierung, Abgrenzung und Kriegshandwerk erforderte. Der Hadrianswall stellt somit ein Modell für die Grenzforschung des 21. Jahrhunderts dar, insbesondere wenn es um die Grenzbefestigungen imperialer Staaten geht, und zwar gerade wegen seiner wirtschaftlichen Merkmale. Im Hadrianswall sehen wir einen Vorgeschmack auf die Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko, die nicht nur in Bezug auf die Verwaltungsstrategie, den Impetus und den Zweck ähnlich ist, sondern auch in Bezug auf die Bedeutung, die Signifikation und die Implikation eines Imperialismus, der in Stein, Erde und Metall geschrieben ist.

THEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN

„Das Recht der Grundeigentümer“, bemerkte der junge Karl Marx einmal treffend, „leitet seinen Ursprung vom Raub“[68], was auch für die Art und Weise gilt, in der Rom seine eigenen Methoden des Landerwerbs und seine Rechtsvorstellungen von Landbesitz anwandte. Die römischen Grenzen in Britannien waren nicht die historischen Grenzen des römischen Volkes selbst, sondern eine künstliche Ausdehnung des imperialistischen Staates, die auf Kriegsführung, Ressourcengewinnung und sozialer Unterwerfung der einheimischen Briten beruhte. Der Politikwissenschaftler Emmanuel Bruent-Jailly stellte hierzu fest, dass:

Die Geschichte des Römischen Reiches zeugt davon, dass die Eroberung eine zentrale Rolle bei der Unterscheidung zwischen Barbarei und Zivilisation spielte. Die Grenzen organisierten das Römische Reich nach einer Hierarchie von Räumen – Territorien von unterschiedlicher Größe und Funktion, zu denen Siedlungen, Städte, Provinzen und Regionen gehörten.“[69]

Die Region Stanegate auf der Landenge zwischen Tyne und Solway – wo sich das Vallum Aelium befindet – war laut Claudius Ptolemäus‘ Karte der Region aus dem Jahr 150 n. Chr. das Territorium von Stämmen wie den Briganten, den Votadini und den Selgovae; und die kurzlebige Antoninische Mauer siebzig Meilen nördlich auf der Landenge zwischen Forth und Clyde war laut derselben Karte von den Damnonii bevölkert. Wenn Imperien wie Rom expandierten, dann nicht in unbewohntes, entvölkertes Land, sondern in Länder, die sowohl reich an Ressourcen als auch an einheimischer Bevölkerung waren; Länder, die entgegen ihrer früheren Bewohnern im Auftrag des Finanzkapitals auf der Suche nach der Entwicklung – und dem Raub – des Realkapitals ausgeraubt und übernommen werden mussten. Thomas Nail stellte fest: „Die Grenze wird insbesondere durch zwei miteinander verflochtene soziale Bewegungen definiert: Expansion und Vertreibung.“[70] Der Hadrianswall wurde ebenfalls durch solche Bewegungen definiert. Bei Grenzbefestigungen wie den militärischen und wirtschaftlichen Anlagen des Antoninischen und des Hadrianswalls ging es den Römern sowohl um die gewaltsame Vertreibung der einheimischen Bevölkerung als auch um die direkte politische und wirtschaftliche Kontrolle durch Statthalterschaft und militärische Besetzung. Die primären historischen Aspekte der römischen Herrschaft über die südliche Hälfte Britanniens können daher als Vertreibung, Unnatürlichkeit und militaristische Auferlegung bezeichnet werden.

Als imperialistisches Gebilde stützte sich Roms Umgang mit der Grenze auf eine materielle Grundlage der wirtschaftlichen und politischen Ausbeutung von Gebieten, die a priori nicht zu Rom gehörten. Die bisherige Autonomie des römischen Britanniens war somit eine Unterwerfung unter fremde Herrschaft, und die römische Vorstellung von der Grenze lässt sich aus der Art und Weise ableiten, wie die Römer Grenzmanagement und territoriale Besetzung betrieben. Als frühe Vorlage für den westlichen imperialistischen Staat bietet eine Analyse der materiellen Aufrechterhaltung der römischen Grenzen dem politischen Ökologen viele Anhaltspunkte für eine Analyse; eine Analyse des römischen Grenzregimes fließt zum Beispiel direkt in eine Analyse des heutigen Grenzregimes der Vereinigten Staaten ein. Der Imperialismus und die Logik des Finanzkapitals entspringen den schlimmsten Aspekten der menschlichen Gier – Imperialismus ist im Wesentlichen Gier und Habgier, die sich in einem repressiven Staatsapparat manifestieren.

In Hadrian’s Wall: Embodied Archaeologies of the Linear Monument stellten die Archäologinnen Claire Nesbit und Divya Tolia-Kelly fest, dass:

Die römische Barriere könnte als ideologische Trennung gesehen werden, die sich in der Psyche der Menschen auf beiden Seiten der Mauer verankert hat und zu einer invasiven/defensiven Denkweise geführt hat. Wie Ahmed […] geltend macht: Die Politik der Angst und des Hasses wird als Grenzangst erzählt: Die Angst spricht die Sprache der ‚Überschwemmungen‘ und ‚Sümpfe‘, des Eindringens von unangemessenen Anderen, gegen die sich die Nation verteidigen muss.“[71]

Ähnliche Darstellungen von Invasion, Überschwemmungen und Sümpfen sind beispielsweise nur allzu vertraut – und kaum schockierend – im aktuellen rechten Diskurs über die Grenzsicherheit in den Vereinigten Staaten im Jahr 2021 allgegenwärtig. So hat der reaktionäre, in Ungnade gefallene Demagoge Donald Trump „wiederholt davor gewarnt, dass Amerika von Immigranten angegriffen wird, die auf die Grenze zusteuern. ‚Schauen Sie sich an, was da aufmarschiert, das ist eine Invasion‘, erklärte er bei einer Kundgebung. ‚Das ist eine Invasion!’“[72]

Eine politische Ökologie der imperialen Grenze muss diesen Idealismus jedoch auf den Kopf stellen. Während die Rhetorik von Zivilisation/Barbarei oder von „Migrantenkarawanen“ oft benutzt wird, um der Öffentlichkeit die Militarisierung der Grenze zu verkaufen, bleibt der wahre Grund in jedem Fall die imperialen Machenschaften des Finanzkapitals, die – in der Phase der imperialen Entwicklung, in der es zu Abgrenzung und Verknöcherung kommt – die Existenz wirtschaftlicher Kontrollen an der Grenze erfordern, um nicht nur Territorium zu annektieren und militärische Dominanz auszuüben, sondern auch um die Waren- und Menschenströme zu kontrollieren und das Real- und Humankapital für die Finanzelite der imperialen Gesellschaft zu sichern. Die Romantik des Imperialismus muss von denjenigen dekonstruiert werden, die nicht nur versuchen, ihn zu verstehen, sondern auch versuchen seine unterdrückerische Logik zu demontieren.

Wenn wir in der marxistischen Tradition versuchen, diesen problematischen Idealismus, mit dem der Staat die materiellen Anstrengungen des Imperialismus legitimiert, sowohl zu entthronen als auch zu untergraben, greifen wir oft auf den großen Hegel zurück. Über die Römer bemerkte Hegel einmal, dass innerhalb der Grenzen des Reiches „die Individuen durchaus gleich [waren](die Sklaverei machte nur einen geringen Unterschied) und ohne irgendein politisches Recht. […] Das Privatrecht entwickelt und vollendet diese Gleichheit.“[73] Hegel behauptete weiter, dass die individuellen Privatrechte, die jeder römische Bürger genoss, in gewisser Weise eine logische Erweiterung der aufkeimenden römischen Eigentumsrechte darstellten – zusammen mit der daraus resultierenden politischen Individualisierung des Bürgers – und dass eine solche Ansammlung von Individuen tatsächlich als eine Art dezentralisierter politischer Organismus funktionierte,[74] in dem die:

Der Kaiser herrschte, regierte aber nicht; es fehlte zwischen ihm und dem Volke eine feste, rechtliche und sittliche Mitte, d. .i eine Organisation des Staates, Das Band einer Verfassung, die eine Ordnung für sich berechtigter Kreise des Lebens in den Gemeinden und Provinzen bildet, die für das allgemeine Interesse tätig auf die allgemeine Staatsverwaltung einwirken.“[75]

Hegels fabelhaft romantisierte Vorstellung von den Römern könnte jedoch nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Als ausbeuterisches imperiales Gemeinwesen verfolgte Rom eine außenpolitische Strategie der Eroberung und Expansion, der Unterwerfung und Beherrschung sowie der zügellosen wirtschaftlichen Imperialisierung – eine materielle Zentralisierung, die zum Bau von Grenzanlagen an den weit entfernten Grenzen Roms, zur imperialen Verknöcherung und schließlich zum Niedergang und zur Zerstückelung des Staates selbst führte.

Daher ist es wichtig, Rom zu entmystifizieren, um es zu verstehen. Michael Parenti schrieb in The Assassination of Julius Caesar: A People’s History of Rome:

Roms Sozialpyramide ruhte auf dem Rücken der Sklaven (servi), die etwa ein Drittel der Bevölkerung Italiens ausmachten, wobei der Anteil in Rom selbst wahrscheinlich noch geringer war. Ihre Zahl wurde durch Eroberungen, piratische Entführungen und die Vermehrung durch die Sklaven selbst aufrechterhalten. Die Sklaverei war auch die Endstation für Personen, die wegen eines Kapitalverbrechens verurteilt worden waren, für mittellose Personen, die ihre Schulden nicht zurückzahlen konnten, und für Kinder, die von mittellosen Familien verkauft wurden. Kriegsgefangene wurden in Bergwerken, Steinbrüchen und auf Plantagen (latifundia) in einem solchen Ausmaß zu Tode gearbeitet, dass sich ihre Zahl ständig verringerte.“[76]

Rom war keine egalitäre Gesellschaft, in der die Bürger eine unvergleichliche Souveränität und politische Freiheit genossen, sondern ein Beispiel für eine unterdrückerische soziale Schichtung, die wir als conditio sine qua non [unabdingbare Voraussetzung] der imperialistischen Gesellschaft betrachten können, in der eine geldkräftige und dominante soziale Elite ihre eigenen sozialen und politischen Freiheiten auf Kosten einer zahlenmäßig überwiegenden Klasse von arbeitenden Armen (proletarii) und Sklaven (servi) ausübt. Und wo diese herrschende gesellschaftliche Elite – die Finanzelite – die Außenpolitik des Staates auf Blutvergießen, Eroberung und hemmungslosen Konsum ausrichtet.

Die Klassenungerechtigkeit, die soziale Unterdrückung und die Sklaverei in der römischen Gesellschaft waren harte Realitäten, unter denen nicht nur die römischen servi und proletarii zu leiden hatten, sondern auch die schikanierten und unterworfenen Völker an den Grenzen Roms. Die romantische Ansicht, dass die Pax Romana ihren Untertanen oder Nachbarn einen materiellen Frieden (pax) bot, ist schlichtweg „die selbstsüchtigen Illusionen, die jedes imperialistische System von sich selbst hat“[77] Die Außenpolitik, die aus dem kaiserlichen Staat Rom hervorging, war eine Politik, die aus einer mehrschichtigen, unterdrückerischen und nicht gerade unvertrauten sozialen Organisation hervorging:

Wie in jeder Plutokratie war es eine Schande, arm zu sein, und eine Ehre, reich zu sein. Die Reichen, die parasitär von der Arbeit anderer lebten, wurden als Menschen von Qualität und Wert gepriesen, während die Mittellosen, die sich mit dem mageren Verdienst ihrer eigenen harten Arbeit abmühten, als vulgär und mangelhaft galten.“[78]

Eine solche Gesellschaft – die allen imperialistischen Gesellschaften gleicht – konnte nur eine Grenzstrategie entwickeln, die mit dem Konzepten der Expansion, der Ausgrenzung, der Hierarchie und der wirtschaftlichen Knechtschaft verbunden war. Als imperialistische Sklavengesellschaft war Rom für den Großteil seiner internen Arbeitskräfte auf den Zustrom ausländischer servi angewiesen; für den Rest brauchte es nur, dass die proletarii verarmt und in einer prekären wirtschaftlichen Position im Dienst der finanziellen und sozialen Elite blieben. Eine solche Gesellschaft entsprach nicht nur Roms wirtschaftlicher Strategie, sondern diente auch als Modell für spätere imperialistische Staaten. Der Rassismus, der Roms sozioökonomischer Politik innewohnte, konnte sich nicht nur in der sozial-hierarchischen Segregation manifestieren, sondern auch in der physischen, geografischen Segregation Roms und des äußeren Anderen. Die römischen Vorstellungen von Separierung – verkörpert durch die römische Vorstellung von der Grenze – entstanden also aus einer solchen sozialen Struktur und repräsentierten sie zugleich. Michael Parenti beobachtete, dass:

Alle Sklavenhalterstaaten entwickeln eine rassistische Ideologie, um ihre entmenschlichten sozialen Beziehungen zu rechtfertigen. In Rom wurden männliche Sklaven jeden Alters üblicherweise als puer oder ‚Junge‘ angesprochen. Eine ähnlich entwürdigende Bezeichnung wurde im antiken Griechenland und in der Sklavenherrschaft des segregationistischen Süden der Vereinigten Staaten nach dem Bürgerkrieg für Sklaven verwendet und hielt sich bis in das zwanzigsten Jahrhunderts. Der Sklave als minderwertiges Wesen oder Untermensch ist ein Gegenstand, der in den Schriften von Platon und Aristoteles zu finden ist. In den Augen der römischen Sklavenhalter waren die servi – einschließlich der Ausländer, die den größten Teil der Sklavenbevölkerung ausmachten – moralisch und geistig minderwertig, ein oder zwei Stufen über den Tieren. Cicero versichert uns, dass Juden, Syrer und alle anderen asiatischen Barbaren ‚zur Sklaverei geboren‘ sind.“[79]

Wo ein imperialistischer Staat solche festen sozialen Unterscheidungen – den sozialen Überbau seiner repressiven Wirtschaftsorganisation – anstrebt, bezieht er sich auch auf ähnliche Weise auf Land, Wirtschaft und den fremden Anderen. Roms Nutzung der militarisierten und befestigten Grenzlinie im nördlichen Britannien ist ein zentraler Beleg für diese sozial-geographische Beziehung. Daraus lässt sich auch ableiten, dass Roms Grenzregime – seine Strategie der Grenzverwaltung – eine enge Beziehung zur römischen Wirtschaft hatte, d. h. zu der Art und Weise, wie Rom seine Arbeitskräfte regulierte und den Staat im Dienste des Finanz- und Realkapitals organisierte. Die Politik der grenzüberschreitenden Bewegung der römischen Arbeitskräfte spiegelt sich also sowohl in der soziopolitischen Organisation Roms als auch in seinen Wirtschafts- und Arbeitsstrukturen wider. Etienne Balibar behauptete hierzu:

Grenzlinien, die eine klare Unterscheidung zwischen dem Inländer und dem Fremden erlauben, drücken Souveränität als Macht aus, Bevölkerungen auf stabile oder geregelte Weise an Territorien zu binden, das Territorium durch die Kontrolle der Bevölkerung zu ‚verwalten‘ und umgekehrt die Bevölkerung durch die Aufteilung und Überwachung des Territoriums zu regieren.“[80]

Und wie Claire Nesbit und Divya Tolia-Kelly feststellten, „argumentieren [Hadrianswall-Forscher] Breeze und Dobson […], dass die Anzahl der Pforten durch das Monument darauf hindeutet, dass der Wall eher dazu diente, die Bewegung über die Grenze zu kontrollieren, als sie zu verhindern.“[81] Einfach ausgedrückt: Jedes Imperium benötigt sowohl mobile als auch billige Arbeitskräfte, wenn es um seine Reproduktion und Expansion geht. Ökonomien der imperialen Expansion und Annexion, die auf den Prinzipien von Ausbeutung und Vertreibung, Kommodifizierung, Wachstum und Herrschaft basieren, erfordern daher Grenzregime, die den Fluss von Waren, Kapital und Arbeitskräften kontrollieren.

Das römische imperiale Modell ist die Vorlage für die heutigen Grenzregime im imperialistisch-kapitalistischen Zeitalter. Balibar kommentierte dies folgendermaßen:

Und vielleicht ist dies keine völlige Überraschung, wenn wir uns daran erinnern, dass die Idee eines kapitalistischen Weltsystems (beginnend mit den Diskussionen über Weltwirtschaft und Weltökonomie) zunächst als „bestimmte Negation“ (wie die Hegelianer sagen würden) der Idee eines Weltreichs (d.h. eines Reichs, das den Anspruch erhebt, die souveräne Quelle von Macht, Frieden, Zivilisation inmitten weniger zivilisierter Völker zu repräsentieren, dessen Prototyp im Westen das Römische Reich war) ausgearbeitet wurde.“[82]

Die Geschichte des Hadrianswalls erzählt uns mehrere Dinge über die Art und Weise, wie der römische Staat seine Grenzmauern nutzte. Der Hadrianswall erfüllte – ebenso wie die frühen republikanischen Servianischen Mauern (Murus Servii Tullii), der Antoninische Wall (Vallum Antonini) und die verschiedenen Maueranlagen entlang des Limes Germanicus (in den römischen Provinzen Germania Inferior, Germania Superior und Raetia) – die folgenden Funktionen: 1. Roms Grenzmauern grenzten nicht nur das römische Territorium ab und bewahrten die angebliche territoriale Integrität Roms, sondern sie boten 2. den Römern eine materielle Operationsbasis, um die militärische, politische und finanzielle Kontrolle über ihre Provinzen auszuüben, die an nicht-römisches Gebiet grenzten. Hinzu kommt der wichtige dritte Punkt, dass das römische Grenzregime es dem römischen Staat auch ermöglichte, eine Reihe von wirtschaftlichen und migratorischen Engpässen zu schaffen, durch die die Römer den grenzüberschreitenden Fluss von Waren und Arbeitskräften überwachen und kontrollieren konnten. Wie Collingwood argumentierte,[83] war die Mauer selbst nicht, wie gemeinhin angenommen, ein Verteidigungsbauwerk; ihr Hauptzweck war, wie im vorigen Abschnitt dargelegt, sowohl wirtschaftlicher als auch einwanderungspolitischer Natur. Und auch Nail bemerkte dies:

Die primäre Funktion des Hadrianswalls war nicht die Verteidigung gegen eine barbarische Invasion, sondern die Regulierung der Eingangspforten zum Reich und die Erhebung von Steuern von denjenigen, die die zahlreichen, an jeder Meilenfestung errichteten Tore passieren wollten. […] Dies hatte mindestens drei beabsichtigte Wirkungen: (1) qualifizierte oder gebildete Kolonialuntertanen davon abzuhalten, auf die andere Seite überzulaufen, (2) neue Kolonialuntertanen dazu zu bringen, es zu ‚genießen‘, Römer zu sein, indem man ihre Bewegungsfreiheit einschränkte, und (3) den Informationsfluss über den Wall zu den Barbaren zu beschränken, damit sie nicht die Lage von Lagern oder Versorgungslinien erfuhren.[84]

Wo Kapital, Klasse und Ausbeutung in den Schlüsselapparaten des imperialistischen Staates zusammenkommen, da müssen auch die Grenzstrategien mitziehen. Der römische Staat und sein wirtschaftlich und militärisches Grenzregime sind ein beständiges Modell für den modernen imperialistischen Staat – wer Rom besser versteht, versteht auch den Imperialismus in der Neuzeit besser, insbesondere was die repressive Errichtung von Grenzmauern betrifft.

EINE POLITISCHE ÖKOLOGIE DER IMPERIALEN GRENZE

„Souveräne Macht“, so Wendy Brown in Walled States, Waning Sovereignty:

trägt die Fantasie einer absoluten und durchsetzbaren Unterscheidung zwischen Innen und Außen in sich. Diese Unterscheidung hängt wiederum davon ab, dass die Souveränität räumliche oder grenzüberschreitende Durchlässigkeit und zeitliche Unterbrechung oder Multivalenz ignoriert. Politische Souveränität, wie die Gottes, beinhaltet absolute juristische Kontrolle und Dauerhaftigkeit über die Zeit. Der Souverän kann angegriffen, aber nicht durchdrungen werden, ohne dass er zu Fall gebracht wird, er kann herausgefordert, aber nicht unterbrochen werden, ohne dass er gestürzt wird. In dieser Hinsicht erscheint die Souveränität als eine höchst männliche politische Fantasie (oder Täuschung) der Herrschaft: Durchdringung, Pluralisierung oder Unterbrechung sind ihr buchstäbliches Verderben.“[85]

Wenn ein imperiales Gemeinwesen nicht in der Lage ist, eine fließende geografische Grenze und die indigenen Bevölkerungsgruppen, die in und auf dieser Geografie leben, zu akzeptieren, muss es eine Festung errichten, um diese Fluidität und Indigenität einzudämmen. Und wenn ein Staat eine extrem teure, groß angelegte Grenzmauer errichten muss – teuer in Bezug auf Personal, militärische und polizeiliche Präsenz, Überwachung und physische Materialien –, dann scheint der Staat auch implizit zuzugeben, dass sein Niedergang bevorsteht, dass er seine materielle Grenze erreicht hat und dass er nicht weiter expandieren kann. Er gibt implizit zu, dass er den freien Verkehr von Waren und Menschen über seine Grenzen hinweg nicht mehr tolerieren kann, sondern dass diese Grenzen durch eine Reihe von erzwungenen Engpässen stark reguliert werden müssen. All dies tut der Staat im Dienste des Kapitals – denn der Staat ist eine Waffe, die von der herrschenden Elite eingesetzt wird. Die herrschende Finanzelite des imperialistischen Staates setzt den Staat für die Zwecke des imperialen Kapitals ein.

Der wirkliche Ausdruck imperialistischer Macht – die im imperialen Staat ihren Höhepunkt erreicht – erfordert daher im Grunde die absolute juristische und wirtschaftliche Kontrolle über seine Grenzen. Weniger kann er nicht akzeptieren.

„Ruinierte Mauern“, stellte der Historiker David Frye in Walls: A History of Civilization in Blood and Brick fest „sind überall auf der Welt zu finden. Die Materialien – manchmal aus Ziegeln, manchmal aus Stein, manchmal einfach aus gestampfter Erde – variieren je nach Ort, aber überall finden wir dasselbe Muster: obskure Barrieren, die nur durch ihre farbenfrohen Spitznamen geschmückt sind und fast immer trostlosen Einöden gegenüberstehen.“[86] Frye fuhr fort und stellte fälschlicherweise fest, dass „die zivilisierten Völker in einer erstaunlichen Anzahl von Ländern Barrieren errichtet hatten, um sie [die Barbaren] auszuschließen […] Kein einziges Lehrbuch hat die fast universelle Korrelation zwischen Zivilisation und Mauern beobachtet.“[87] Doch die jüngsten Forschungen der Politikwissenschaftler Ron Hassner und Jason Wittenberg haben dieses Rätsel leicht gelöst:

Warum errichten Staaten befestigte Grenzen? Wir kommen zu dem Schluss, dass die meisten von wohlhabenden Staaten errichtet werden, um unerwünschte Migranten fernzuhalten, insbesondere solche, die aus Staaten mit muslimischer Mehrheit stammen. Entgegen der landläufigen Meinung neigen Staaten, die solche Barrieren errichten, nicht dazu, unverhältnismäßig stark unter Terrorismus zu leiden, und sie sind auch nicht in eine große Anzahl von Gebietsstreitigkeiten verwickelt. Die Hauptmotivation für den Bau befestigter Barrieren ist nicht das Territorium oder die Sicherheit, sondern die Wirtschaft.“[88]

Es ist also kein großes Rätsel, warum die großen Grenzmauern der Geschichte – vom Hadrianswall einmal abgesehen – den so genannten „Ödländern“ gegenüberstanden und die so genannten „zivilisierten“ Länder in ähnlicher Weise eingekreist haben. Die Antwort ist ganz einfach: Diejenigen, die über die Ressourcen zur Produktion und Reproduktion ihrer materiellen Existenz verfügen, versuchen nicht nur, diese Ressourcen für sich selbst zu behalten, sondern auch die allgegenwärtigen „Anderen“ vom Zugang zu diesen Ressourcen abzuhalten. Grenzmauern wurden und werden von den Reichen als Bollwerk gegen die Armen und als Strategie der Wohlstandsextraktion aus den angrenzenden ärmeren Nationen errichtet – eine Strategie der wirtschaftlichen Kontrolle, durch die grenzüberschreitende Migration, Kapital und Wirtschaft so reguliert werden, dass die Reichen auf Kosten der Armen profitieren.

Die befestigten römischen Grenzen des Hadrianswalls und des Antoninischen Walls waren nicht anders. Anstatt die historische Welt durch die Linse des „zivilisierten Menschen“ und des „Barbaren“ zu betrachten – wie es die Römer taten –, müssen wir, Frye entgegen, das retten, was Hegel im Gegensatz zu einem narrativen einen philosophischen Ansatz der Geschichte nannte:

Diese Berufung auf das Denken kann aber deswegen hier als ungenügend erscheinen, weil in der Geschichte das Denken dem Gegebenen und Seienden untergeordnet ist, dasselbe zu seiner Grundlage hat und davon geleitet wird, der Philosophie im Gegenteil aber eigne Gedanken zugeschrieben werden, welche die Spekulation aus sich ohne Rücksicht aus das, was ist, hervorbringe. […] Da die Geschichte nun aber bloß aufzufassen hat, was ist und gewesen ist, die Begebenheiten und Taten, und um so wahrer bleibt, je mehr sie sich an das Gegebene hält.“[89]

Unsere Analyse der Vergangenheit muss sich auf die materielle Realität dessen, was war, stützen, verbunden mit den Nuancen der heutigen Datenanalyse, wenn es um die materielle Realität geht. Wenn wir uns also mit der Geschichte der Grenzmauern befassen, müssen wir zugeben, dass ihre Geschichte zwangsläufig wirtschaftliche Verflechtungen mit sich bringt; und wir müssen die idealistische Vorstellung vermeiden, dass Mauern entstanden sind, um „Zivilisation von Barbarei“ zu trennen, denn eine solche Vorstellung wird immer klassistische und rassistische Konnotationen mit sich bringen.

Grenzmauern als Gegenstand politisch-ökologischer Studien sind daher implizit mit dem Anlass ihres Baus verwoben. Wirtschaftlich gesehen werden und wurden Grenzmauern in erster Linie von den wenigen Reichen und „zivilisierten“ Menschen errichtet, um die vielen subalternen, „barbarischen“ und armen Menschen auszugrenzen. Und genau diese Mauern dienen dazu, den grenzüberschreitenden Waren- und Personenverkehr zu kontrollieren, um die Kontrolle über die interne und externe Wirtschaft des ummauerten Staates zu behalten. Die Politikwissenschaftler David Carter und Paul Poast haben diese Tatsache hervorgehoben, indem sie feststellten:

Der Bau von Mauern erklärt sich aus den grenzüberschreitenden wirtschaftlichen Unterschieden. Erhebliche wirtschaftliche Unterschiede zwischen den Staaten schaffen Anreize für den illegalen Transport von Menschen oder Waren, die im ärmeren Land leicht verfügbar, im reicheren Land jedoch stark reguliert und relativ teuer sind. Wir stellen fest, dass wirtschaftliche Ungleichheiten einen erheblichen und signifikanten Effekt auf das Vorhandensein einer physischen Mauer haben, der unabhängig von formalen Grenzstreitigkeiten und der Sorge um Instabilität durch Bürgerkriege in den Nachbarländern ist.“[90]

Selbst der in Ungnade gefallene Ex-Präsident der Vereinigten Staaten, der gescheiterte Reality-Show-Star und ausbeuterische Immobilienmogul Donald Trump, deutete diese Tatsache an, indem er in Bezug auf die Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko feststellte:

Einige haben behauptet, eine Mauer sei unmoralisch. Warum bauen dann reiche Politiker Mauern, Zäune und Tore um ihre Häuser? Sie bauen keine Mauern, weil sie die Menschen draußen hassen, sondern weil sie die Menschen drinnen lieben. Das Einzige, was unmoralisch ist, ist, dass die Politiker nichts tun und weiterhin zulassen, dass noch mehr unschuldige Menschen auf so schreckliche Weise zu Opfern werden.“[91]

Da Grenzmauern in der gegenwärtigen imperialen amerikanischen Ära diese zeitlose imperialistische und wirtschaftliche Qualität – ein Spiegelbild der römischen Strategie – mit sich bringen, und da Grenzmauern nicht nur eine schwindende Souveränität, sondern auch einen potenziellen zukünftigen Zusammenbruch und Rückzug aus der Grenzregion insgesamt widerspiegeln, ist es für die politische Ökologie von großem Nutzen, die Art und Weise zu untersuchen, wie der imperiale römische Staat seine Grenzbefestigungen in Britannia nutzte.

SCHLUSSFOLGERUNGEN

„Parasitismus“, so Lenin, „[ist] dem Imperialismus eigen.“[92] Der Parasitismus, den die imperialistische Umsetzung der Grenzmauer verkörpert, spiegelt sich in der Tatsache wider, dass die imperiale Grenzmauer auf besetztem Land errichtet wird; einem Land, das nicht nur ausgebeutet, sondern auch demografisch und ökologisch durch die Mauer selbst zerstört wird. Die imperiale Grenzmauer spiegelt auf diese Weise den Imperialismus wider – sie existiert als ein Werkzeug im Dienste der Kapitalgewinnung und -kontrolle. Die imperiale Grenzmauer ist keine Mauer der Verteidigung oder des ideologischen Schutzes; sie ist keine Mauer, wie der antifaschistische Schutzwall der Deutschen Demokratischen Republik eine Mauer war. Der imperiale Grenzwall ist ein Wall, der der Ausbeutung, der Extraktion und der Kontrolle von Waren und Arbeitskräften dient – und zwar in jedem Fall zum Nutzen der Finanzelite und des Finanzkapitals im Allgemeinen. Kurz gesagt, die Grenzmauern des Imperialismus dienen dem Staat, der wiederum der herrschenden Klasse des Staates dient.

Lenin schrieb, dass die tiefste wirtschaftliche Grundlage des Imperialismus das Monopol ist. Im kapitalistischen Zeitalter ist „dieses Monopol […] ein kapitalistisches, d. h. ein Monopol, das aus dem Kapitalismus erwachsen ist und im allgemeinen Milieu des Kapitalismus, der Warenproduktion, der Konkurrenz, in einem beständigen und unlösbaren Widerspruch zu diesem allgemeinen Milieu steht. Dennoch erzeugt es, wie jedes andere Monopol, unvermeidlich die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis.“[93]

Die Grenzmauern des imperialistischen Staates – die Hadriansmauer, die Antoninische Mauer und jetzt die Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko, bringen in ähnlicher Weise eine Tendenz zur Stagnation und zum Verfall hervor – sie verkörpern diese und lassen sie erahnen, so wie der imperialistische Staat seinen eigenen Verfall verkörpert und vorhersieht. Der Imperialismus, so Lenin, „der die Aufteilung der Welt und […] monopolistisch hohe Profite für eine Handvoll der reichsten Länder bedeutet, schafft die ökonomische Möglichkeit zur Bestechung der Oberschichten des Proletariats und nährt, formt und festigt dadurch den Opportunismus.“[94]

Der Imperialismus erfordert eine große Zerstückelung von bisher autonomen und einheimischen Gebieten; er bringt es mit sich, dass diese aufgeteilt und ausgebeutet werden. Die großen Grenzmauern des imperialistischen Staates wirken nicht nur als materielle Trennwände. „Der Imperialismus hat die Tendenz, auch unter den Arbeitern privilegierte Kategorien auszusondern und sie von der großen Masse des Proletariats abzuspalten“[95], wie Lenin über den Imperialismus im Allgemeinen bemerkte. Die physische Teilung der Arbeitskräfte durch eine große Abschottung – unter Umgehung der nationalen Frage – spaltet das internationale Proletariat in einer Weise, die die Arbeitskräfte außerhalb der Mauer sowohl schafft als auch entwertet; sie erzeugt einen Abschöpfungseffekt, bei dem die Arbeitskräfte durch wirtschaftliche Ungleichheiten und Abwertungen gezwungen sind, innerhalb der Mauer eine Beschäftigung zu einem Lohn zu suchen, der weit unter dem der Arbeitskräfte innerhalb des ummauerten Gebiets liegt. Die Grenzmauern des Imperialismus tragen zur Erzielung von Superprofiten für die Finanzelite und für den Staat bei – ein und dasselbe – und tragen darüber hinaus zur Umweltzerstörung, zur Fragmentierung von Lebensräumen und zum Verlust der biologischen Vielfalt bei.

Eine explizit antiimperiale politische Ökologie der imperialen Grenze – ein Ziel, zu dem dieses Papier einen bescheidenen Beitrag leistet – strebt nicht nach einer Reform der imperialen Grenze, sondern nach ihrer Zerstörung. Die Reform eines solchen Systems ist, wie Lenin feststellte, „ein Betrug, ein ‚frommer Wunsch‘ ist“[96], losgelöst von jeder materiellen Realität und von der tatsächlichen Unterdrückung jener Völker und Länder, die der Imperialismus als sein Eigentum beansprucht. „Der Imperialismus ist die Epoche des Finanzkapitals und der Monopole, die überallhin den Drang nach Herrschaft und nicht nach Freiheit tragen. Reaktion auf der ganzen Linie, gleichviel unter welchem politischen System, äußerste Zuspitzung der Gegensätze auch auf diesem Gebiet – das ist das Ergebnis dieser Tendenzen.“[97] Es ist ein System, das im Bemühen um eine große globale Aufteilung, Unterdrückung und Ausbeutung nicht gedeihen darf – seine Mauern und seine Teilungen müssen in jedem Fall bekämpft werden. Denn während die Mauern des Imperialismus ihr eigenes Auseinanderbrechen sowohl implizieren als auch voraussagen, brauchen sie oft einen Anstoß.


[1] Lenin, V.I. Imperialism. S. 67. Deutsches Zitat nach: W.I. Lenin Werke, Band 22, S. 271, Dietz Verlag Berlin, 1971.

[2] Ibid. 68

[3] Brown, Wendy. Walled States, Waning Sovereignty. S. 98.

[4] Hassner, Ron E. & Wittenberg, Jason. „Barriers to Entry: Who Builds Fortified Boundaries and Why?“ S. 157.

[5] Carter, David B. und Paul Poast. „Why Do States Build Walls? Political Economy, Security, and Border Stability.“ S. 240.

[6] Brown, Wendy. Walled States, Waning Sovereignty S. 86.

[7] Donnan, Hastings und Thomas Wilson. Borders: Frontiers of Identity, Nation, and State. S. 1.

[8] Shotter, David. The Roman Frontier in Britain: Hadrian’s Wall, the Antonine Wall, and Roman Policy in the North. S. 3.

[9] Ibid. 3

[10] Ibid. 3

[11] Ibid. 3

[12] Strabo. Geōgraphiká. S. 257. Deutsches Zitat nach: Strabon, Übersetzung Stefan Radt, Strabons Geographika, Band 1, S. 525, Vandenhoeck & Ruprecht, 2002.

[13] Lenin, V.I. Imperialism. Ch. 7. Deutsches Zitat nach: W.I. Lenin, Lenin Werke, Band 22, S. 270, Dietz Verlag Berlin, 1971.

[14] Ibid. Im Deutschen S. 271.

[15] Ibid. Im Deutschen S. 271.

[16] Dyson, Stephen L. The Creation of the Roman Frontier. S. 3.

[17] Elton, Hugh. Frontiers of the Roman Empire. S. 11.

[18] Ibid. 11

[19] Ibid. 12

[20] Ibid. 12

[21] Ibid. 5

[22] Ireland, S. Roman Britain: A Sourcebook. p. Xviii.

[23] Qtd. in Ireland, S. 13. Deutsches Zitat nach: Gaius Plinius Secundus Maior, Übersetzung Prof. Dr. G.C. Wittenstein, Die Naturgeschichte des Cajus Plinius Secundus, Erster Band, S. 341, Gressner & Schramm, Leipzig 1881.

[24] Qtd. in Ireland, S. 14. Im Deutschen S. 342.

[25] Qtd. in Ireland, S. 15. Deutsches Zitat nach: Gaius Julius Cäsar, Der Gallische Krieg, S. 183f, Reclam Verlag, 2004.

[26] Ireland, S. Roman Britain: A Sourcebook. S. 1.

[27] Goldsworthy, Adrian. Hadrian’s Wall. S. 1.

[28] Breeze, David. Roman Frontiers in Britain. S. 11.

[29] Elton, Hugh. Frontiers of the Roman Empire. S. 15.

[30] Breeze, David. Roman Frontiers in Britain. S. 29.

[31] Ibid., S. 29.

[32] Salway, Peter. The Frontier People of Roman Britain. S. 1.

[33] Collins, Rob. Hadrian’s Wall and the End of Empire: The Roman Frontier in the 4th and 5th Centuries. S. 9.

[34] Breeze, David. Roman Scotland. S. 12.

[35] Allgemein: Shotter, David. The Roman Frontier in Britain: Hadrian’s Wall, the Antonine Wall, and Roman Policy in the North.

[36] Ibid. S. 15.

[37] Ibid. S. 16.

[38] Dyson, Stephen L. The Creation of the Roman Frontier. S. 5.

[39] Shotter, David. The Roman Frontier in Britain: Hadrian’s Wall, the Antonine Wall, and Roman Policy in the North. S. 17.

[40] Ibid. 17

[41] Ibid. 18

[42] Dio, Cassius. Roman History. S. 417. Deutsches Zitat nach: Cassius Dio, Römische Geschichte, Bücher 51-60, S. 449, Artemis Verlag Zürich und München, 1986.

[43] Hingley, Richard. Hadrian’s Wall: A Life. S. 14.

[44] Ein belasteter Begriff, denn die Besetzung selbst war eine gewalttätige und reaktionäre Angelegenheit.

[45] Shotter, David. The Roman Frontier in Britain: Hadrian’s Wall, the Antonine Wall, and Roman Policy in the North. S. 28.

[46] Ibid. S. 31.

[47] Ibid. S. 31-32.

[48] Collins, Rob. Hadrian’s Wall and the End of Empire: The Roman Frontier in the 4th and 5th Centuries. S. 12.

[49] Hingley, Richard. Hadrian’s Wall: A Life. S. 14.

[50] Hanson, William, and Gordon Maxwell. Rome’s Northwest Frontier: The Antonine Wall. S. 48.

[51] Ibid. 54

[52] Hingley, Richard. Hadrian’s Wall: A Life. S. 15.

[53] Collins, Rob. Hadrian’s Wall and the End of Empire: The Roman Frontier in the 4th and 5th Centuries. p. 9.

[54] Dyson, Stephen L. The Creation of the Roman Frontier. S. 3.

[55] Collins, Rob. Hadrian’s Wall and the End of Empire: The Roman Frontier in the 4th and 5th Centuries. S. 13.

[56] Hingley, Richard. Hadrian’s Wall: A Life. S. 17.

[57] Ibid. 17.

[58] Goldsworthy, Adrian. Hadrian’s Wall. S. 18.

[59] Hingley, Richard. Hadrian’s Wall: A Life. S. 18.

[60] Ibid. 19

[61] Goldsworthy, Adrian. Hadrian’s Wall. S. 20.

[62] Ibid. 18

[63] Hingley, Richard. Hadrian’s Wall: A Life. S. 25.

[64] Hanson, William, and Gordon Maxwell. Rome’s Northwest Frontier: The Antonine Wall. S. 53.

[65] Qtd. in Hingley, S. 246.

[66] Qtd. in Hingley, S. 247.

[67] Shotter, David. The Roman Frontier in Britain: Hadrian’s Wall, the Antonine Wall, and Roman Policy in the North. S. 3.

[68] Marx, Karl. „Rent of Land.“ S. 103. Deutsches Zitat nach: Karl Marx, ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, MEW Band 40, S. 497, Dietz Verlag Berlin, 1968.

[69] Brunet-Jailly, Emmanuel. „Theorizing Borders: An Interdisciplinary Perspective.“ S. 634.

[70] Nail, Thomas. Theory of the Border. S. 21.

[71] Nesbitt, Claire und Divya Tolia-Kelly. „Hadrian’s Wall: Embodied Archaeologies of the Linear Monument.“ S. 371.

[72] Aratani, Lauren. „SInvasion‘ and ‚Fake News‘: El Paso Manifesto Echoes Trump Language.“ Accessed from: https://www.nytimes.com/2019/08/04/us/politics/trump-mass-shootings.html

[73] Hegel, GWF. The Philosophy of History. p. 316. Deutsches Zitat nach: G.W.F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, S. 164, Reclam Verlag, 1924.

[74] Ibid. S. 317. Im Deutschen S. 164

[75] Ibid. S. 317.

[76] Parenti, Michael. The Assassination of Julius Caesar: A People’s History of Ancient Rome. S. 27.

[77] Ibid. S. 205.

[78] Ibid. S. 31.

[79] Ibid. S. 35.

[80] Balibar, Etienne. „Europe as Borderland.“ S. 192.

[81] Nesbitt, Claire und Divya Tolia-Kelly. „Hadrian’s Wall: Embodied Archaeologies of the Linear Monument.“ S. 371.

[82] Balibar, Etienne. „Europe as Borderland.“ S. 198.

[83] Qtd. in Hingley, S. 247.

[84] Nail, Thomas. Theory of the Border. S. 86-87.

[85] Brown, Wendy. Walled States, Waning Sovereignty. S. 131.

[86] Frye, David. Walls: A History of Civilization in Blood and Brick. S. 4.

[87] Ibid. S. 6.

[88] Hassner, Ron E. & Wittenberg, Jason. „Barriers to Entry: Who Builds Fortified Boundaries and Why?“ S. 158.

[89] Hegel, GWF. The Philosophy of History. S. 9. Deutsches Zitat nach: G.W.F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, S. 5, Reclam Verlag, 1924.

[90] Carter, David B. und Paul Poast. „Why Do States Build Walls? Political Economy, Security, and Border Stability.“ S. 240.

[91] Zitiert nach: https://www.theguardian.com/us-news/2019/jan/09/donald-trumps-border-wall-speech-in-full

[92] Lenin, V.I. Imperialism. S. 75. Deutsches Zitat nach: W.I. Lenin Werke, Band 22, S. 280, Dietz Verlag Berlin, 1971.

[93] Ibid. S. 75. Im Deutschen: S. 281.

[94] Ibid. S. 78. Im Deutschen: S. 286.

[95] Ibid. S. 80. Im Deutschen: S. 288.

[96] Ibid. S. 83. Im Deutschen: S. 291.

[97] Ibid. S. 90. Im Deutschen: S. 302.

%d Bloggern gefällt das: